Löwen (rad-net) - Filippo Baroncini ist neuer U23-Weltmeister im Straßenrennen. Der Italiener siegte solo nach einer späten Attacke vor Binian Ghirmay (Eritrea) und Olav Kooij (Niederlande).
Nachdem sich der offizielle Start des 161,1 Kilometer langen U23-Rennens etwas verzögert hatte, da es bereits in der Neutralisation mehrere Stürze gegeben hatte, griffen nach wenigen Kilometern vier Fahrer aus dem Feld an, von denen einer jedoch direkt wieder reißen lassen musste. Adam Ward (Irland), Gleb Karpenko (Estland) und Logan Currie (Neuseeland) bestimmten fort an das Renngeschehen. Das Trio holte bis zu vier Minuten Vorsprung heraus, ehe der letzte davon bei noch rund 55 zu fahrenden Kilometern wieder eingeholt wurde.
Danach gab es etliche weitere Angriffe aus dem Feld und 42 Kilometer vor dem Ziel löste sich eine rund zehnköpfige Gruppe um den Schweizer Mauro Schmid. Der setzte sich 17 Kilometer vor dem Ziel aus der Spitzengruppe ab und hatte durchaus Chancen, das Rennen ganz vorne zu beenden. Denn hinten war man sich nicht richtig einig und erst als die Niederländer und Norweger eine konsequente Nachführarbeit organisierten, kam das Feld wieder näher an Schmid heran.
Als nur noch wenige Sekunden zwischen Schmid und den Verfolgern lag, schloss zunächst Arthur Kluckers (Luxemburg) zu ihm auf. Dann griff sechs Kilometer vor dem Ziel aus dem Feld Baroncini an, der an dem Spitzenduo vorbeiflog. Das war der entscheidende Angriff, denn der 21-jährige Italiener wurde nicht mehr eingeholt - obwohl im Finale auch noch die deutschen Nationalfahrer Pirmin Benz und Michel Heßmann attackierten. Baroncini rettete am Ende zwei Sekunden Vorsprung ins Ziel.
Die weiteren Medaillen wurden im Sprint vergeben. Am schnellsten war Biniam Ghirmay und holte die Silbermedaille vor Olav Kooij. Für Eritrea bedeutete das die erste WM-Medaille im Radsport überhaupt. Bester Deutscher war Niklas Märkl auf Rang 15. «Ich hatte im Finale einfach nicht mehr die Beine», bedauerte der Pfälzer. «Der 15. Platz war Schadensbegrenzung.»
«Wir haben alles auf das Finale gesetzt, viel Aufwand betrieben. Darum ist es schon enttäuschend, dass wir nicht besser abgeschnitten haben», zog U23-Bundestrainer Ralf Grabsch ein erstes Fazit. «Man hat aber gesehen, wie viel Potential in dieser Mannschaft steckt. Wir hatten viel Pech, sonst wären wir um die Medaillen mitgefahren», sagte der Coach.
Michel Heßmann war bärenstark unterwegs, obwohl er auch zu denen gehörte, die früh stürzten. Anschließend musste er eine 20, 25 Kilometer lange und harte Aufholjagd starten, um wieder zum Feld aufzuschließen. «Nach dem Sturz dachte ich erst, das Rennen ist gelaufen. Ich habe viel Zeit verloren, war in der vierten Gruppe und habe mich aber wieder vorgefahren. Am Ende war jeder kaputt, aber ich konnte noch mal ganz nach vorn fahren. Als ich an den zwei Verfolgern vorbei war, habe ich Zeit liegen lassen und unterschätzt, wie lang die Zielgerade war. Ohne den frühen Sturz hätte ich im Finale mehr Kraft gehabt. Aber ich bin froh, dass ich es noch mal versucht habe. Bei einer WM tut man das. Leider konnte ich dann nicht mehr vorn mitsprinten», sagte Heßmann im Ziel.