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Mit einer Ehrenrunde neben Robert Bartko (l) und einer Begleitung nimmt Erik Zabel (r) Abschied.
28.01.2009 12:45
Hymne zum Abschied - Erik Zabel steigt vom Rad

Berlin (dpa) - Zum Abschied ertönte die Nationalhymne. Erik Zabel steigt vom Rad. 13 500 Zuschauer blieben stehen und applaudierten. Der 38-jährige Berliner beendete nach 16 Profijahren mit einem Sieg beim Berliner Sechstagerennen an der Seite von Robert Bartko seine Laufbahn.

Am 28. Januar kurz vor Mitternacht schloss sich auf dem 250-Meter-Oval im Velodrom ein Kreis für den «erfolgreichsten Radprofi nach Eddy Merckx», wie ihn Hallensprecher Herbert Watterott mit belegter Stimme nannte. «400 Meter Luftlinie von hier bin ich zur Schule gegangen, vor 28 Jahren begann ich bei RC Rotation Rad zu fahren, heute ist es vorbei», sagte Zabel und nahm bei der Siegerehrung einen Blumenstrauß aus den Händen seiner Eltern entgegen.

«Das war heute ein Tag wie in Trance. Ich stand irgendwie neben mir und habe das alles fast wie ein Außenstehender wahrgenommen. Seit knapp zwei Jahren hatte ich geplant, zum 100-jährigen Jubiläum des Berliner Sechstagrennens auszusteigen - wir haben damit offene Türen eingerannt. Man soll aufhören, wenn's am Schönsten ist», umschrieb Zabel seine Gemütslage nach den letzten von insgesamt sicher 500 000 Wettkampf-Kilometern, die er seit 1993 als Profi zurücklegte. Dabei hat der Familienvater mehr Höhen erklommen, als Tiefen durchschritten. Als härtester Karriere-Einschnitt bleibt aber sicher seine tränenreiche Doping-Beichte vom Mai 2007 im Gedächtnis, als er wie andere Telekom- und T-Mobile-Profis Manipulationen mit dem Blutdopingmittel EPO gestand.

Bis dahin hatte sein Image keinen einzigen Kratzer. Er wurde als eine Art Gegenmodell des etwas schlamperten Genies Jan Ullrich, als Zuverlässigkeit in Person und Erfolgs-Garant von Februar bis Oktober geradezu verehrt. Seine offene Art machte es ihm zudem leicht. Zabel kam in seinem bemerkenswerten Werdegang auf 212 Siege, verbuchte 12 Etappenerfolge bei der Tour de France, holte in Paris sechsmal das Grüne Trikot als bester Punktesammler - was noch immer Rekord bedeutet. Viermal gewann er seinen Lieblings-Klassiker Mailand-San Remo, führte lange die Weltrangliste an und scheiterte als Vize- Weltmeister zweimal nur knapp beim Griff nach dem Regenbogen-Trikot. Das ist die einzige wichtige Trophäe, die ihm fehlt.

Beim Abschied in seiner Geburtsstadt gab der Familienvater auch seine Gedanken zur aktuellen Situation der schwer angeschlagenen Branche preis. Zabel suchte die Schuld am Niedergang nicht so sehr bei den Medien oder anderen und verwies auch an die eigene Adresse: «Die Fahrer haben Nadelstiche an Glaubwürdigkeit und Image gesetzt. Aber der ein oder andere der sogenannten Sünder-Generation tritt ja ab. Der Nachwuchs muss sich dem stellen und vielleicht gibt es schon bald einen neuen deutschen Helden.»

Zabel sorgte für einen seichten Übergang und eine weiche Landung im Leben ohne Wettkampf und öffentliche Anerkennung. Seinem geliebten Radsport braucht er nicht endgültig Adieu zu sagen; als «Fahrlehrer» ist er weiter dabei. «Freitag fliege ich zur Katar-Rundfahrt und da beginnt meine neue Tätigkeit», erklärte der «Sportler des Jahres» von 2001. Bei seinem alten Kumpel und Ex-Team-Kollegen Rolf Aldag wird er sich Zukunft bei der US-Formation Columbia besonders um die Sprinter- Garde mit dem Briten Mark Cevandish und André Greipel kümmern.

Nach seinem Sechstage-Triumph sprach er im Berliner Velodrom schon wie ein zukünftiger Team-Chef und bot mit einem Seitenblick auf Roger Kluge dem hoch talentierten Silbermedaillen-Gewinner von Peking einen Straßen-Vertrag für die Saison 2010 an. Außerdem mahnte Zabel bessere Abstimmungen zwischen dem Bund Deutscher Radfahrer und den Profiteams um die Nationalfahrer an.


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