Paris (dpa) - Der im Vorjahr zurückgetretene Tour-Rekordsieger Lance Armstrong ist erneut des Dopings beschuldigt worden.
Betsy Andreu, die Frau seines ehemaligen Team-Kollegen und Freundes Frankie Andreu, bezeugte unter Eid, dass Armstrong im Rahmen seiner Krebsbehandlung am 28. Oktober 1996 gegenüber seinem Arzt Doping zugab. Darüber berichtet die Pariser Zeitung «Le Monde», die auch zu Armstrongs aktiven Zeiten immer wieder auf angebliche Medikamenten-Manipulationen des Amerikaners verwies.
Nach den Worten des Ehepaares Andreu, die Zeugen des Treffens Armstrongs mit seinem Arzt waren, hätte der siebenfache Toursieger im Krankenhaus der Universität Indiana in Indianapolis erklärt, «EPO, Testosteron, Wachstumshormone und Kortison» genommen zu haben. «Le Monde» stützte seinen Bericht auf die Zeugenaussage von Betsy Andreu vor einem Gericht in Dallas am 17. Januar diesen Jahres. Frankie Andreu sagte das gleiche in einer eidesstattlichen Erklärung am 25. Oktober 2005 in Dallas aus.
Die Zeugenaussagen erfolgten im Rahmen einer juristischen Auseinandersetzung zwischen Armstrong und einer Versicherung um die Auszahlung von Siegprämien, die das Unternehmen wegen der Dopingverdächtigungen gegen den Profi aus Texas zurückhält.
Nach der vergangenen Tour waren nachträglich angefertigte Doping-Analysen des Jahres 1999 veröffentlich worden, die Armstrong des EPO-Dopings überführten. Eine vom Internationalen Radsport-Verband UCI eingesetzte Kommission war im Vormonat zu dem Ergebnis gekommen, dass sportrechtliche Grundregeln bei der Analyse verletzt worden waren und Armstrong deshalb freizusprechen sei. Dagegen wandte sich die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA, die das Ergebnis der Kommission «einen Witz» nannte. Daraufhin forderte Armstrong das IOC auf, WADA-Chef Dick Pound zu entlassen. Das IOC hat angekündigt, zwischen den zerstrittenen Parteien zu vermitteln.
Armstrong kündigte an, bei der am 1. Juli in Straßburg beginnenden Tour de France wieder nach Frankreich zu kommen, um sein Team Discovery Channel mit zu betreuen. Der ehemalige Radprofi ist zu einem Drittel Anteilseigner der Mannschaft.