Paris (dpa) - Nach der Tour-Ausladung des spanischen Zweitdivisonärs Valencia hofft das ebenso gefährdete Würth-Team auf die UCI.
Der Radsport-Weltverband will in den nächsten Tagen entscheiden, ob der ProTour-Lizenznehmer Manolo Saiz, gegen den in Spanien wegen Dopings ermittelt wird, ersetzt werden kann. Das «Astana-Würth»-Team, Nachfolger der von Saiz geleiteten Mannschaft «Liberty Seguros», nominierte umgehend die für die Tour verantwortliche Funktionärs-Riege. Valencia rief den spanischen Sportminister als Vermittler zu Hilfe.
Pablo Anton übernimmt den Manager-Posten von Saiz in der neuen Formation, deren Legitimation von der UCI noch abgesegnet werden muss. Sportlicher Leiter bei der Tour de France soll Ex-Profi Marino Lejarreta sein, assistiert von dem Australier Neil Stephens, der 1998 in den Tour-Skandal um das Festina-Team verwickelt war. Astana-Würth benannte auch einen zwölfköpfigen Fahrerkader, in dem der als Mitfavorit gehandelte Kasache Alexander Winokurow und der Ansbacher Jörg Jaksche an der Spitze stehen.
Der mächtige Saiz hatte in der Vorwoche - spanische Insider vermuten nur pro forma - Platz gemacht und alle seine Ämter niederlegt. Der 46-Jährige war von der Guardia Civil auf frischer Tat ertappt worden, als er für 60 000 Euro in bar offensichtlich Doping- Mittel und präparierte Blutkonserven von den Medizinern Merino Batres und Eufemiano Fuentes in Madrid kaufen wollte. Die Tour-Organisatoren machten aber deutlich, dass sie sich vorbehalten, auch während der Tour noch Fahrer aus dem Rennen zu nehmen, wenn Ermittlungen in Spanien noch relevante Verstrickungen in den Skandal aufdeckten.
Für die von der Tour-Startliste gestrichene Mannschaft wird kein anderes Team nachrücken. Das Valencia-Vorgänger-Team Kelme war 2004 nach den Dopingenthüllungen von Jesús Manzano schon einmal von der Tour ausgeladen worden. Nachdem Valencia-Sportdirektor Ignacio Labarta in der jüngsten Affäre zu den fünf Hauptverdächtigen gehörte, war die Demission von vornherein ziemlich klar. Team-Manager Vicente Belda bat den spanischen Sportminister Jaime Lissavetzky in Paris zu vermitteln. Valencia war mit einer Wildcard der Veranstalter zu seinem Startplatz gekommen.
Tourdirektor Christian Prudhomme kritisierte inzwischen «das lange Schweigen» der UCI-Lizenzkommission. «Die hätte schon vor der Dauphiné-Rundfahrt entscheiden müssen», sagte er und spottete über die «Unabhängigkeit» des Gremiums. «Bei der UCI gibt es viele unabhängige Kommissionen», meinte Prudhomme mit einem Seitenhieb auf die von der UCI eingesetzte «unabhängige Kommission» im Dopingfall Armstrong, die prompt so geurteilt hatte wie ihr Auftraggeber, der frühere UCI-Präsident Hein Verbruggen.