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PR-Heilsbringer oder dunkle Gestalt: Lance Armstrong polarisiert.
16.01.2009 12:24
Armstrongs Comeback polarisiert Radwelt

Adelaide (dpa) - Das Comeback von Lance Armstrong polarisiert. Für die einen ist er ein PR-Heilsbringer in schwierigen Zeiten, für andere nur eine dunkle Gestalt aus vergangenen Zeiten.

Die Branche kämpft weiter gegen ihr schlechtes (Doping-)Image und ausgerechnet der siebenmalige Tour-de-France-Sieger, dessen Namen nicht selten in Verbindung mit Manipulation fiel, soll ihr wieder Strahlkraft verleihen. In Australien, wo er nach dreieinhalb Jahren sein Comeback startet, wurde Armstrong fast wie ein Staatsgast empfangen. Die Polizei eskortierte seine Trainingsfahrten, das Medien-Interesse an der Saisoneröffnung auf dem fünften Kontinent ist im Vergleich zum Vorjahr zehnmal größer. Fans standen zu Tausenden schon beim Training an den Straßen Spalier.

Zwei Ziffern zieren Armstrongs Fahrrad-Rahmen: 1274 für die Anzahl der Tage seit seinem letzten Rennen zum Tour-Finale auf den Pariser Champs Elysées und 27,5 für 27,5 Millionen Krebstote seit seinem Rücktritt. Zum ersten Mal seit dem 24. Juli 2005 steht der umstrittene Texaner wieder am Start eines internationalen Straßenrennens. Auch wenn es zum Auftakt der zehnten Tour Down Under am Sonntag in Adelaide zunächst ein 51-Kilometer-Kriterium zugunsten Krebskranker ohne Einfluss auf das Gesamtklassement sein wird - das sechstägige Hauptrennen über insgesamt 802 Kilometer beginnt am Dienstag. Etwas kokett beschreibt der als Perfektionist bekannte US- Profi seinen Fitness-Zustand: «Für einen alten Mann nicht schlecht».

Das Engagement für seine Krebs-Stiftung «Livestrong», für die seit 1997 - ein Jahr zuvor war er an Hodenkrebs erkrankt - rund 300 Millionen Dollar zusammengekommen sein sollen, ist laut Armstrong die Antriebsfeder für seine Rückkehr. Nur eine Prise sportlicher Ehrgeiz soll auch dabei sein. Finanzielle Interessen spielten für den 37- jährigen Texaner bei seiner Rückkehr unter seinem alten Mentor Johan Bruyneel im Astana-Team überhaupt keine Rolle. «Ich fahre umsonst», sagte Armstrong, der auch auf die Hilfe des Weltverbandes UCI rechnen konnte. Die Satzung wurde eigens gedehnt, damit Armstrong schon in Australien starten kann. Eigentlich fehlten zehn Tage für die erforderliche Registrierung im nationalen Anti-Doping-Pool.

Das erste von 24 ProTour-Rennen bietet auch Armstrong in erster Linie Gelegenheit zum Aufgalopp, obwohl nicht wenige dem Astana- Kapitän gleich zum Comeback-Auftakt einen Sieg zutrauen. «Er scheint in einer Super-Verfassung zu sein. Es ist faszinierend, ihn zu sehen. Der Push, den er dem Radsport gibt, ist beeindruckend», staunte Ex- Profi und Columbia-Team-Manager Allan Peiper über die Welle, die Armstrong verursacht. Im Training beim Sturm auf den Willunga-Hill ließ er alle Team-Kollegen am Donnerstag stehen. Die gefürchtete Steigung ist am vorletzten Tour-Tag im Down-Under-Parcours zweimal zu überwinden - vielleicht die Gelegenheit für Armstrong, es allen zu zeigen. «Er geht nicht, ohne eine große Show abzuliefern», vermutet Armstrongs ehemaliger Team-Kollege Matt White.

Von Sonntag an befindet er sich nämlich auch in einem Fernduell mit dem zweiten Astana-Kapitän Alberto Contador aus Spanien, der seine Saison erst im Februar in Portugal startet. Saison-Höhepunkt für beide soll vom 4. Juli an die Tour de France werden. Zuvor fährt Armstrong zum ersten Mal im Mai den Giro d'Italia, auf den Vorjahressieger Contador verzichtet. Obwohl Armstrong immer wieder beteuert, in Frankreich dem Gesetz der Straße zu folgen («Für den stärksten im Team wird gefahren») ist ein spannendes, internes Duell mit dem zehn Jahre jüngeren Toursieger von 2007 programmiert.

Das enorm gestiegene Medien-Interesse an dem zuvor kaum wahrgenommenen Rennen ließ auch - werbewirksam - die Zahl und Intensität der Doping-Kontrollen in die Höhe schnellen: Mehr als 200 Tests in sechs Tagen sollen vorgenommen werden. In Blut- und Urin- Kontrollen soll auch nach dem Blutdopingmittel CERA und nach Wachstumshormonen gesucht werden. «Jeder Starter wird mindestens einmal kontrolliert werden», sagte Sportministerin Kate Ellis. Die genommenen Proben werden für etwaige spätere Untersuchungen acht Jahre eingefroren und bei der australischen Anti-Doping-Agentur gelagert.


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