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John Degenkolb führt das Team Giant-Alpecin an. Foto: Jörg Carstensen
07.01.2016 14:14
Team-Präsentation: Degenkolb die «DNA» von Giant-Alpecin

Berlin (dpa) - In den imposanten Sälen der italienischen Botschaft waren alle Augen auf Geburtstagskind John Degenkolb gerichtet.

Bei einem Auflauf fast wie in den früheren Hochzeiten des deutschen Radsports gehörte die große Bühne dem Klassiker-König, als das Team Giant-Alpecin in Berlin offiziell in seine zweite Saison startete. Vor den Augen von Bundesjustizminister Heiko Maas und mehr als 150 geladenen Gästen musste Degenkolb erklären, wie er nach dem fluchtartigen Abschied von Topsprinter Marcel Kittel das Team als alleiniger Kapitän zu neuen Erfolgen führen will.

«Vor einem Jahr standen wir in Berlin und haben geträumt, dort hinzukommen. Nun blicken wir auf ein fantastisches Jahr mit zwei Monumenten zurück», sagte der 27 Jahre alt gewordene Degenkolb im Rückblick auf seine Klassiker-Siege bei Mailand-Sanremo und Paris-Roubaix.

Noch vor einem Jahr - damals in der französischen Niederlassung in Berlin - hatten Degenkolb und Kittel gemeinsam Aufbruchstimmung verbreitet, ehe es vor der Tour de France zum Bruch kam, als Kittel wegen Formschwäche nicht berücksichtigt wurde. So möchte Teamchef Iwan Spekenbrink nicht mehr viel über den großen Blonden sprechen. «John ist die DNA der Mannschaft», betonte der Niederländer. Der Vertrag läuft Ende 2016 aus, man befinde sich in «sehr guten Gesprächen», ergänzte Degenkolb.

Spekenbrink möchte lieber heute als morgen mit der großen Identifikationsfigur verlängern und nicht wie in der Branche üblich bis zur Tour warten. Das würde auch den Sponsor aus Bielefeld beruhigen. Eine Mannschaft ohne deutschen Star, während beim belgischen Etixx-Rennstall zukünftig Kittel und der dreimalige Zeitfahr-Weltmeister Tony Martin Seite an Seite fahren, wäre kaum im Sinne des bis 2018 angelegten Millionen-Investments.

Degenkolbs Aktien könnten schon bald weiter steigen. So würde ein Sieg bei der Flandern-Rundfahrt das begehrte Triple komplettieren. «Für mich zählen die Monumente des Radsports mehr als eine Tour-Etappe», betonte der tempofeste Thüringer. Die Tour ist so etwas wie der wunde Punkt von Degenkolb. Viele Stürze, viele zweite und dritte Plätze - ein Tageserfolg war ihm noch nicht vergönnt. «Ich mache mir keinen Druck. Ich habe das Ziel Etappensieg auf meiner Agenda. Man darf sich aber nicht verrückt machen. Irgendwann wird der Tag kommen», sagte der Familienvater.

Vielleicht ja sogar 2017 beim Tour-Start in Düsseldorf. «Eine riesige Geschichte» und «ein großer Traum, der für mich in Erfüllung geht», schwärmte Degenkolb. Ohnehin habe seine leidgeprüfte Sportart in Deutschland nach all den Dopingskandalen die Kehrtwende vollzogen. Degenkolb schreibt sich bei dieser Entwicklung auch selbst einen Anteil zu, schließlich habe er mit Martin und Kittel immer vehement für einen sauberen Sport gekämpft. So sieht es auch Justizminister Maas: «Ich finde es ermutigend, dass mich Radsportler wie John Degenkolb beim Anti-Doping-Gesetz unterstützt haben.»

Kittel ist indes bei Giant-Alpecin Geschichte, geblieben ist aber Simon Geschke. Der Berliner mit dem Rauschebart hatte im vergangenen Jahr die schwere Tour-Alpenetappe nach Pra Loup gewonnen. «Das war der Tag des Jahres für mich», erinnerte sich Geschke an sein Glanzstück im Sommer 2015. Geschke und der Vuelta-Gesamtsechste Tom Dumoulin aus den Niederländen stehen für die neue Ausrichtung des 27-köpfigen Teams. Bis 2014 war der Rennstall auf die Massenankünfte fokussiert, nun spielt zunehmend die Gesamtwertung eine Rolle.


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