Stuttgart (dpa) - Die Staatsanwaltschaft Stuttgart ermittelt gegen den von Bernhard Kohl beschuldigten Milram-Teamarzt Mark Schmidt.
Es sei gegen Schmidt ein «Verfahren wegen des Verdachts der Beihilfe zum Betrug» anhängig», sagte Staatsanwaltschaftssprecher Stefan Biehl der Deutschen Presse-Agentur dpa und bestätigte einen Bericht der «Süddeutschen Zeitung». Es gehe um den «Komplex Kohl». Wie lange die Ermittlungen dauerten, könne man nicht sagen, erklärte Biehl. Seine Behörde ermittelt auch gegen den früheren Gerolsteiner-Radprofi Kohl wegen Betrugsverdachts.
Kohl hat Schmidt in der österreichischen Zeitung «Kurier» vorgeworfen, zu Gerolsteiner-Zeiten während der Tour de France 2008 in seine «Dopingvorgänge» eingeweiht gewesen zu sein. Der Sportarzt bestreitet alle Vorwürfe und hat nach Angaben seines Vaters eine «eidesstattliche Versicherung» unterzeichnet. Zudem will der Erfurter Mediziner Kohl verklagen und ihn auf Unterlassung und Widerruf der im 'Kurier' abgedruckten Äußerungen in Anspruch nehmen.
Für Ex-Gerolsteiner-Teamchef Hans-Michael Holczer, der sich rechtliche Schritte gegen Schmidt vorbehält, sind die Ermittlungen der Stuttgarter «hochinteressant». Er warte sehr gespannt auf das Ergebnis, sagte Holczer. Unterdessen dementierte Milram-Teamchef Gerry van Gerwen einen Bericht, nach dem das Milram-Team seinen Sportmediziner als Konsequenz aus den jüngsten Kohl-Vorwürfen nicht mehr einsetzen werde. «Er ist nicht suspendiert», betonte der Niederländer. Der bis 2010 vertraglich gebundene Schmidt werde in diesem Jahr bei keinem Rennen mehr dabei sein, da nur noch die Lombardei-Rundfahrt am 17. Oktober auf dem Programm stehe.
Schmidt selbst soll vor der Erfurter Polizei aussagen. Der frühere Gerolsteiner-Teamarzt wird laut der dortigen Staatsanwaltschaft im Rahmen eines Verfahrens in Österreich «als Zeuge» vernommen. Der wie der Nürtinger Stefan Schumacher, der trotz Sperre Doping bis heute bestreitet, in Nachtests zur Tour 2008 positiv auf das EPO-Präparat CERA getestete Kohl schilderte im «Kurier» detailliert, wie die Doping-Praktiken abgelaufen sein sollen. Dabei belastete er auch Schmidt, der über seinen Vater und Anwalt Ansgard Schmidt die Vorwürfe zurückwies: «Eine Mitwirkung hat nicht stattgefunden.»