Utrecht (dpa) - Nach dem Zeitfahren stehen bei der 102. Tour de France heute die Sprinter im Rampenlicht.
Der total flache 166-Kilometer-Kurs von Utrecht nach Zélande ist so recht nach dem Geschmack von Ex-Weltmeister Mark Cavendish, dem zweifachen deutschen Meister André Greipel und Alexander Kristoff. Aber auch John Degenkolb und Peter Sagan lauern in Abwesenheit des Supersprinters Marcel Kittel auf ihre Chance. Die letzten 36 Kilometer führen direkt am Nordseestrand entlang und dürften sehr windanfällig sein. Favoriten für die zweite Etappe im Vergleich:
MARK CAVENDISH: Der eigenwillige Brite aus dem belgischen Tony-Martin-Rennstall Etixx-Quick Step hat in dieser Saison zu alter Stärke zurückgefunden. Der 30 Jahre alte Ex-Weltmeister, der bisher 25 Tour-Etappen gewann, verzeichnete in dieser Saison schon 13 Erfolge. Gegen ihn spricht höchstens, das er eigentlich immer recht schwer in den Tour-Rhythmus findet und erst ein paar Tage «warmlaufen» muss. Im Vorjahr musste er die Tour in seiner Heimat schon nach der ersten Etappe verletzt verlassen. Er war in Harrogate in der Zielpassage schwer gestürzt.
ANDRÉ GREIPEL: Der 32 Jahre alte Rostocker hat seinen insgesamt siebten Tour-Etappensieg im Visier. Sein vermeintlicher Hauptrivale in Zélande, Mark Cavendish, ist nicht unbedingt sein bester Freund. Als sie bei HTC Columbia noch in einem Team waren, hatte der Brite immer den Tourstart Greipels verhindern können. Heftige Wortwechsel sind legendär - aber inzwischen ist das Schnee von gestern. Inzwischen respektieren sie sich. Greipel hat gute Siegchancen und kommt mit neun Saisonerfolgen in die Tour. Zuletzt gewann er sogar die Gesamtwertung der ZLM-Toer.
ALEXANDER KRISTOFF: Das Geburtstagskind aus Norwegen ist die große Konstante des russischen Katusha-Teams. Der Bronzemedaillengewinner der Olympischen Spiele von London sammelte 2015 schon 18 Siege - so viel wie kein anderer Radprofi. Der 28 Jahre alte Sieger der diesjährigen Flandern-Rundfahrt, der im Vorjahr zwei Etappen gewann, ist auch ein Kandidat für das Grüne Trikot und damit direkter Konkurrent von Peter Sagan und John Degenkolb.
PETER SAGAN: Der Slowake, der zu Saisonbeginn für angeblich vier Millionen Euro pro Jahr ins Tinkoff-Saxo-Team des russischen Milliardärs Oleg Tinkow wechselte, hat Außenseiterchancen. Mit einem Sieg in Zélande würde er erste wertvolle Punkte für das Grüne Trikot sammeln, das er in den vergangenen drei Jahren trug. Sagan kam in dieser Saison schwer in Gang, gewann aber zuletzt überzeugend die Kalifornien-Rundfahrt und zwei Etappen und die Punktwertung der Tour de Suisse.
JOHN DEGENKOLB: Obwohl der diesjährige Sieger der Frühjahrs-Klassiker Mailand-Sanremo und Paris-Roubaix schwierigeres Terrain braucht, um optimale Siegchancen zu haben, will der Wahlfrankfurter von Beginn an offensiv fahren. Bei seiner dritten Tour will er auf Biegen und Brechen seinen ersten Etappensieg holen. Der Klassiker-Spezialist hat besonders die vierte Etappe im Visier, die am Dienstag nach Cambrai über die gefürchteten Kopfsteinpflaster-Passagen Nordfrankreichs führt. Sein Sieg in Roubaix vor gut zwei Monaten ist seine Referenz.
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