Monte Carlo (dpa) - Lance Armstrong und der Spanier Alberto Contador werden wahrscheinlich nur noch bei der Tour de France in einem Team zusammen fahren. Bei dem von einem kasachischen Wirtschafts-Konsortium finanzierten Astana-Team deutet sich nach der Tour ein Wechsel an.
Die personellen Änderungen hängen mit dem Ablauf der Dopingsperre (am 24. Juli) des immer noch als Volkshelden verehrten Alexander Winokurow (35) zusammen. Der ehemalige Telekom-Profi Winokurow war 2007 während der Tour des Dopings mit Fremdblut überführt worden und leugnet bis heute.
«Wir haben uns bereits mit Contador getroffen und ihm vorgeschlagen, dass er in Zukunft unser einziger Kapitän sein wird. Wir bilden ein Team um ihn und Winokurow. Wenn es nach uns geht, schon sehr schnell», sagte Nikolei Proskurine, der Vize-Präsident des kasachischen Radsport-Verbandes, der französischen Sportzeitung «L'Équipe».
Bei seiner Pressekonferenz fast parallel zur Tour-Präsentation hatte Winokurow am Vortag in Monte Carlo dem aktuellen Astana-Teamchef Johan Bruyneel den Krieg erklärt: «Entweder er akzeptiert mich im Team oder er muss gehen.» Alles deutet darauf hin, dass sich der Belgier und sein Schützling Armstrong, hinter dessen sieben Tour-Siegen auch der Name Bruyneel steht, am Ende der Tour vom Team trennen werden, um ein eigenes zu gründen.
Dieses Szenario hätte schon fast bei der Tour aktuell sein können, weil Astana wegen Zahlungsrückständen riskierte, die Lizenz zu verlieren. Nach wochenlangem Hickhack gingen die fehlenden Gelder für Fahrer und Angestellte kurz vor der Tour ein, so dass das Team wie geplant unter gewohnter Regie an den Start gehen konnte. «Bruyneel hat durch seine öffentliche Kritik unserer Zahlungsmodalitäten ein schlechtes Bild unseres Landes gezeichnet», sagte Proskurine und machte klar, dass die Tage des Teamleiters gezählt zu sein scheinen.
Bruyneel reagierte zurückhaltend auf die Vorwürfe von Seiten des Sponsors, der sich das Team pro Saison rund 15 Millionen Euro kosten lässt: «Ich werde die Sache mit zusätzlicher Polemik nicht anheizen. Wenn sie nicht mehr zufrieden mit mir sind, sollen sie es sagen. Ich habe das Team 2007 übernommen und habe die enormen Probleme, die es gab, überwunden, und die Equipe zu der gemacht, die sie heute ist. Ich glaube, es gibt beim Sponsor ein Wunschdenken, das nicht den Realitäten entspricht.»
Winokurow will bei der Polen-Rundfahrt (2. bis 8. August) wieder einsteigen und die Saison 2009 dann bei der Vuelta vom 29. August an und der WM in der letzten September-Woche in Mendriso/Schweiz fortsetzen. Er brauche «zwei Jahre», um sein ramponiertes Image wieder zu reparieren, meinte Winokurow weiter.