Vittel (dpa) - Markus Fothen hat den größten Erfolg seiner Karriere und den händeringend ersehnten ersten Etappensieg seines bisher blassen Milram-Teams trotz couragierter Flucht verpasst.
Der ausgebildete Landwirt fuhr über 150 Kilometer in einer Ausreißergruppe, hatte aber im Finish der 12. und zweitlängsten Etappe der 96. Tour de France dem siegreichen Dänen Nicki Sörensen nichts entgegen zu setzen. «Im Finale ist es ein bisschen doof gelaufen», sagte der enttäuschte Fothen, der seinem Milram-Radrennstall in Vittel als Tagesvierter den zehnten Top-Ten-Platz einfuhr.
22 Kilometer vor dem Ziel hatten sich Sörensen und der Franzose Sylvain Calzati von ihren fünf Flucht-Gefährten abgesetzt. 5,5 Kilometer vor dem Ziel setzte Sörensen noch einen drauf und erreichte Vittel als Solist. Fothen, der 2007 einmal Etappenzweiter bei der Tour war und seit mehr als einem Jahr einem großen Erfolg hinterher fährt, kam hinter dem Franzosen Laurent Lefevre und dem Italiener Franco Pellizotti nach 211,5 Kilometern ins Ziel. Sein Rückstand von 48 Sekunden auf Sörensen verhinderte einen Prestige-Coup seiner Equipe, die den Abstand auf den neuen Spitzenreiter Saxo Bank aber auf 44 Sekunden verkürzte. Milram-Teamchef Gerry van Gerwen hatte bei dem Nervenkrimi «Herzschmerzen», freute sich aber über die gute Position in der Team-Wertung: «Darauf lege ich viel Wert. Das ist super.»
Die Topfahrer sparten ihre Kräfte für die kommenden Tage, speziell für den 19. Juli mit der «Königsetappe» nach Verbier in der Schweiz. Deshalb änderte sich an der Spitze des Gesamtklassements auch nichts: Hinter dem Spitzenreiter auf Abruf, Rinaldo Nocentini, belauern sich weiter die Astana-Kapitäne Alberto Contador (+6 Sekunden) und Lance Armstrong (+8) auf den Plätzen zwei und drei. Tony Martin als Siebter ist weiter im Besitz des Weißen Trikots als bester Nachwuchsfahrer, Andreas Klöden belegt weiter Rang sechs, und die Tour ist wieder eine Welt am Draht: Auf der 13. Etappe von Vittel nach Colmar wird nach einem UCI-Beschluss der Funkverkehr im Rennen nun doch wieder erlaubt sein.
Erik Zabel hatte nach dem vierten Erfolg seines Schützlings Mark Cavendish vorerst ein Ende der Herrlichkeit prophezeit. «Auf dem Weg nach Vittel wird es eine Ausreißergruppe geben, die den Sieg unter sich ausmacht. Wir können nicht jeden Tag die Verfolgung allein organisieren», hatte Zabel am Vortag erklärt. Seine Vorhersage bewahrheitete sich. Nachdem sich kurz nach dem Start wie üblich verschiedene Fahrer in Attacken versucht hatten, fand nach 60 Kilometern eine siebenköpfige Gruppe zusammen, die harmonierte und zunächst den Freifahrtschein der großen Teams erhielt.
Bei den sieben Ausreißern spielte Fothen lange eine gute Rolle. Er zeigte sich von seinem Sturz beim Mannschaftszeitfahren in Montpellier bestens erholt. 100 Kilometer vor dem Ziel in der Mineralwasser-Stadt am Fuß der Vogesen hatten die Flüchtlinge mehr als dreieinhalb Minuten Vorsprung auf das Hauptfeld, das sich mit eher gemächlichem Tempo begnügte. Dies nutzte Sörensen, dessen Berliner Team-Kollege Jens Voigt im Ziel überglücklich war: «Sörensen war heute stark wie ein Bär. Das ist jetzt eine große Beruhigung für unser Team nach den wunderschönen Tagen durch Fabian Cancellara in Gelb.»