Frankfurt/Main (dpa) - Doping-Kronzeuge Patrik Sinkewitz will nach seiner Rückkehr in den Profisport beim Rad-Klassiker in Frankfurt am 1. Mai seinen zweiten Erfolg ansteuern.
«Ich weiß ja, wie es geht. Das wäre die Krönung», sagte der Gewinner von 2007 in Frankfurt/Main. Vor zwei Wochen saß der 28-Jährige, der im Sommer 2007 des Testosteron-Dopings überführt und daraufhin für ein Jahr gesperrt worden war, erstmals seit fast 600 Tagen wieder bei einem offiziellen Rennen im Sattel. «Es war ein schönes Gefühl, wieder in einem Wettkampf auf dem Rad zu sein», sagte Sinkewitz, der für seinen neuen zweitklassigen Rennstall PSK Whirlpool bei zwei kleineren Veranstaltungen in Italien und Lugano an den Start ging.
Anfeindungen der Konkurrenz habe es wegen seiner Aussagen über die Dopingpraktiken im Radsport nicht gegeben. «Es ist wie überall. Es gibt Leute, mit denen versteht man sich gut, und welche, die braucht man nicht. Kritische Äußerungen gab es eigentlich keine», sagte Sinkewitz. Gleichgültig reagierte der deutsche Vizemeister von 2007 auf die Vorwürfe von Jan Ullrich. Der Tour-Sieger von 1997 hatte Sinkewitz und Jörg Jaksche, der als erster Radprofi die Kronzeugenregel in Anspruch genommen hatte, in einem Interview mit der «Bild am Sonntag» für deren ausführliche Schilderungen kritisiert. «Das interessiert mich nicht. Ich schaue nur nach vorne», erklärte Sinkewitz.
In den nächsten Wochen will sich der ehemalige T-Mobile-Fahrer bei zahlreichen Rundfahrten die nötige Wettkampfhärte für seinen Saisonhöhepunkt in Frankfurt holen. Ende März stehen elf Renntage am Stück bei zwei verschiedenen Veranstaltungen in Italien auf dem Programm. Danach ist ein Start bei der Türkei-Tour geplant. «Ich brauche jetzt einfach Rennkilometer. Ich habe zwar im letzten Jahr mehr trainiert als in der Vergangenheit. Ich bin froh über jedes Rennen, das ich jetzt fahren kann», sagte der frühere Deutschland- Tour-Gewinner, für den die Nachfolge-Veranstaltung des Henninger- Turm-Rennens als gebürtiger Hesse praktisch ein Heimrennen ist.
Für Veranstalter Bernd Moos-Achenbach war es nach anfänglichen Überlegungen keine Frage, Sinkewitz trotz dessen Doping-Vergangenheit in Frankfurt eine zweite Chance zu geben. «Wenn geständige Doping- Sünder nach einer Sperre ihren Sport nicht mehr ausüben können, weil sie kein Team mehr finden oder von den Veranstaltern abgelehnt werden, wird die Mauer des Schweigens nicht durchbrochen, sondern noch höher gebaut», sagte Moos-Achenbach, der Sinkewitz durchaus einen Erfolg zutraut.
Allerdings ist die Konkurrenz in Frankfurt trotz der lange Zeit unsicheren Zukunft des Klassikers auch in diesem Jahr stark. Besonders das einzige deutsche Pro-Tour-Team Milram möchte mit seinen deutschen Stars Linus Gerdemann und Gerald Ciolek um den Sieg mitfahren. «Wir konzentrieren uns seit dieser Saison auf den deutschen Markt und da sind die Rennen in der Heimat natürlich besonders wichtig», sagte Milram-Sprecher Max Biermann. Neben Milram sind vier weitere Pro-Tour-Teams dabei, unter anderem die dänische Mannschaft Saxo Bank mit Vorjahressieger Karsten Kroon (Niederlande) und das T-Mobile-Nachfolgeteam Columbia, das in der noch jungen Saison bereits zehn Siege errungen hat.