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Volle Pulle: Andreas Schillinger gibt bei der Tour de France nicht nur als Wasserträger alles. Foto: TNE
21.07.2014 19:58
Schillinger-Tagebuch: «Zurecht unter den ersten Zehn»

Carcassonne (rad-net) - In seinem exklusiven Tour-Tagebuch für rad-net.de berichtet Andreas Schillinger vom Team NetApp-Endura von seinen jüngsten Erlebnissen bei der 101. Tour. Am heutigen zweiten Ruhetag lässt der 31 Jahre alte Oberpfälzer die vergangenen Renntage in den Bergen Revue passieren.

Liebe Tour-Freunde in Deutschland,

die letzten fünf Tage waren schwerer als erwartet. Die erste Etappe nach dem Ruhetag war wellig, es war nie wirklich Ruhe im Feld und den ganzen Tag über schwer. Am zweiten Tag war es eigentlich genauso, im Finale waren die Berge etwas flacher, aber das hat es für uns nicht leichter gemacht. Wir haben versucht, Leo so gut wie möglich zu sichern, ihn aus dem Wind zu nehmen und ihm das Leben leicht zu machen, damit er möglichst viel Kraft spart fürs Finale und die zwei anstehenden Bergetappen.

Am Freitag war dann die erste Bergetappe: Wir haben Leo bis ins Finale kurz vor dem ersten richtigen Berg wieder beschützt, ihn aus dem Wind genommen und in Position gefahren. Wir wussten, dass die Straßen wieder sehr eng sind. Katusha hat den ganzen Tag das Tempo extrem hochgehalten. Die waren einfach drauf aus, ein paar Punkte für das Bergtrikot für Rodriguez zu sammeln oder auch auf die Etappe zu gehen. Der Plan ging anscheinend nicht ganz auf, aber sie haben uns das Leben dadurch nicht einfacher gemacht.

Nichtsdestotrotz konnte Leo vorne reinfahren in den Berg und hatte eine super Ausgangsposition. Er kam vorne mit rüber und hat dann am letzten Berg gezeigt, was er drauf hat, und kam als Dritter ins Ziel. Als ich drei Kilometer nach Anfang des Berges meinen Job erledigt hatte, bin ich dann ruhig hochgefahren und im Gruppetto ins Ziel gekommen.

Ähnlich war der Tag am Samstag, als es drei Berge zu bezwingen galt, einen extrem langen über 35 Kilometer. Da war ich froh, dass wir da hoch Gegenwind hatten. Wir sind im Feld in einem gemäßigten Tempo hochgefahren und haben die Ausreißergruppe auf Abstand gehalten. Nach der Bergwertung haben wir dann angefangen Tempo zu machen, um die Option auf einen Etappensieg mit Leo offen zu halten.

Wir sind dann gefahren bis zur Verpflegung, in den Col d’Izoard noch rein, haben die ersten acht, neun Kilometer den Vorsprung von 4:50 Minuten auf 2:45 runtergefahren. Somit war für Leo und den Rest der Mannschaft, der über den Col d’Izoard mit rüberkam, das Rennen noch offen. Wir konnten Leo soweit bringen, auf den Etappensieg zu fahren. Letztendlich war es der neunte Platz, aber er hat uns nicht enttäuscht. Im Gegenteil: Er hat bewiesen, dass er zurecht unter den ersten Zehn der Gesamtwertung ist. Das versuchen wir natürlich an den nächsten Tagen zu verteidigen.

Gestern war eigentlich keine typische Überführungsetappe. Es war am Anfang sehr ruhig, weil der Wind von hinten kam. Es ging hauptsächlich über den ganzen Tag gesehen im Profil Berg runter, aber das hat es nicht wirklich einfacher gemacht, weil wir nach 120 Kilometern in einen Seitenwind reingefahren sind. Gestern war der Wind dort extrem stark, bis zu dem Platzregen. Der Platzregen war brutal, da waren wirklich Bäche auf der Straße. Die Straßen waren wieder sehr glatt, wodurch das Feld langgezogen war und für uns war es sehr schwer zusammenzubleiben.

Letztendlich ist für uns weiter nicht viel passiert. Wir waren froh, dass der Wind auf den letzten 30 Kilometern etwas nachgelassen hat und es nicht so wie erwartet auf die Windkante ging. Ich denke, dass es anderen Mannschaften genauso ging wie uns. Man merkt schon, dass viele mittlerweile kaputt sind. Deshalb versuchen wir, den heutigen Ruhetag so gut wie möglich zu nutzen.

Dann haben wir nochmal drei schwere Tage und ein Zeitfahren vor uns. Wir werden versuchen, Leo dort zu halten, wo er jetzt ist.

Viele Grüße,

Euer Andreas

Schillinger-Tagebuch: «Der Traum der Tour geht weiter»

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