Angers (dpa) - Teamchef Oleg Tinkow hüpfte mit Krücke durch den Zielbereich und kommentierte mit gewohnt derber Sprache den Etappensieg seines Schützlings Peter Sagan.
Nachdem der Rad-Weltmeister aus der Slowakei bei der Tour de France in Cherbourg das erste Gelbe Trikot seiner Karriere geholt hatte, wurde bei Youtube sogar vor den Ausdrücken des russischen Milliardärs gewarnt. «Fuck, fuck them all», kreischte Tinkow. Selbst die Folgen einer Knie-OP konnten ihn in seinem Rausch nicht stoppen.
«Das erste Gelbe Trikot für Tinkoff», brüllte der Exzentriker, der den Rennstall 2013 übernommen hatte. Immer wieder zeigte der Russe auf sein T-Shirt mit einer Sagan-Comiczeichnung und riss die Krücke nach oben.
Ebenso extrovertiert präsentiert sich auch Sagan. Der Slowake, der bei Bergetappen auch gerne auf dem Hinterrad über die Ziellinie fährt, konnte sein Glück kaum fassen. «Mein Regenbogen-Trikot ist schon schön. Aber das Gelbe ist etwas Besonderes», sagte Sagan nach seinem ersten Etappensieg bei der Frankreich-Rundfahrt seit drei Jahren.
Nachdem sein erster Jubelrausch verflogen war, fand der zuletzt viermalige Gewinner des Grünen Trikots aber auch deutliche Worte in Richtung Konkurrenz. Zu nervös waren ihm die ersten beiden Tour-Etappen mit Stürzen gewesen, unter den Leidtragenden sein Teamkollege Alberto Contador.
«Heutzutage fährt jeder, als ob ihm sein Leben nichts wert wäre. Als hätten sie kein Hirn», sagte der 26-Jährige, um den sich Gerüchte um einen Wechsel zum deutschen Team Bora ranken. «Heute habe ich Gelb, morgen muss ich vielleicht schon nach Hause fahren. Aber gut, das ist die Tour de France.»
Das war seinem Boss Tinkow, der im nächsten Jahr aus dem Radsport-Zirkus aussteigen will, bei der kleinen Champagner-Party im Teamhotel aber egal. Als Contador im Vorjahr beim Giro d'Italia triumphierte, färbte er sich die Haare rosa. Es scheint nur eine Frage der Zeit, bis Oleg Tinkow bei der Tour mit gelber Haarpracht auftaucht.