Brest (dpa) - Bei der 108. Tour de France sind alle Stars des Radsports vertreten - zumindest fast alle. Einige verzichten freiwillig auf das wichtigste Rennen der Welt, andere müssen verletzt passen.
SAM BENNETT: Der Sprintstar und Gewinner des Grünen Trikots des vergangenen Jahres verfolgt die Tour nur vor dem Fernseher. Sam Bennett zog wenige Tage vor dem Start in Brest wegen Knieproblemen zurück und musste dafür heftige Kritik von seinem Teamchef Patrick Lefevere einstecken. Der knorrige Belgier zweifelte an der Schwere der Verletzung und unterstellte Bennett stattdessen öffentlich Versagensängste. Für Bennett fährt der 30-malige Etappensieger Mark Cavendish nach drei Jahren Abstinenz wieder in Frankreich.
EGAN BERNAL: Eigentlich hat Egan Bernal mit der Tour noch eine Rechnung offen. Denn im vergangenen Jahr musste der Sieger von 2019 wegen starker Rückenschmerzen nach der 16. Etappe aussteigen. Doch weil die Große Schleife in diesem Jahr mehr Zeitfahrkilometer und weniger Bergankünfte als in der jüngeren Vergangenheit hat, entschied sich Bernal für den Giro d'Italia. Diesen gewann der Kolumbianer trotz kleinerer Schwächen mit einem soliden Vorsprung.
THIBAUT PINOT: Den Traum von einem französischen Tour-Sieger kann Thibaut Pinot auch in diesem Jahr nicht wahr werden lassen. Im vergangenen Jahr musste der tragische Held der Franzosen schon zu Beginn der Rundfahrt nach einem Sturz aufgeben, im Jahr davor bremste ihn nach starken Vorstellungen im Hochgebirge der Oberschenkel. Noch immer laboriert der 31-Jährige an einer Rückenverletzung. «Es braucht einfach seine Zeit. Mein Ziel ist es, gegen Ende der Saison wieder Rennen zu fahren. Das wäre wie ein Sieg für mich», sagte Pinot.
REMCO EVENEPOEL: In seiner belgischen Heimat gilt der Youngster bereits als der neue Eddy Merckx. Seine Leistungen sind tatsächlich beeindruckend. Mit 19 Jahren gewann er die schwere Clasica San Sebastian und wurde WM-Zweiter im Zeitfahren. 2020 ging er bei vier Rundfahrten an den Start und holte am Ende jeweils den Gesamtsieg, ehe er durch den schweren Sturz bei der Lombardei-Rundfahrt monatelang ausgebremst wurde. Nach seinem Beckenbruch kehrte Evenepoel erst beim Giro d'Italia ins Renngeschehen zurück, wo er vorzeitig ausstieg. Die Tour de France könnte 2022 ein Thema werden.
LENNARD KÄMNA: Im vergangenen Jahr sorgte der hochtalentierte Norddeutsche für den ersten deutschen Sieg auf einer Tour-Bergetappe und weckte damit große Hoffnungen. Und auch in dieser Saison ging es mit dem Tagessieg bei der Katalonien-Rundfahrt für den 24-Jährigen gut weiter. Doch danach kam der Bruch. Er sei übermotiviert gewesen, habe überzogen und trotz Krankheit weitertrainiert, sagte Bora-hansgrohe-Teamchef Ralph Denk. «Er war zu sich nicht ehrlich. Er hat uns auch nicht die Wahrheit gesagt. Er bringt uns nur etwas, wenn er top in Form ist.» Kämna legt aktuell eine Pause ein, die im Gegensatz zu 2018 aber «rein körperliche» Gründe habe, wie Denk betonte. Im Herbst soll Kämna wieder angreifen.
MAXIMILIAN SCHACHMANN: Der deutsche Meister ist eigentlich in jedem Rennen eine Bereicherung. Im Frühjahr hatte Schachmann wie im Vorjahr die Traditionsrundfahrt Paris-Nizza gewonnen und vor seinem DM-Titel auch bei der Tour de Suisse überzeugt. Nächstes Ziel ist für den gebürtigen Berliner das olympischen Straßenradrennen, in dem er zu den Medaillenkandidaten zählt. Und auch danach muss Allzweckwaffe Schachmann wieder ran. «Ich brauche Max auch für den Herbst. Da ist er ein wichtiger Eckpfeiler für uns», sagt Denk.