London (dpa) - Die Bahn übt auf Roger Kluge weiter große Anziehungskraft aus. «Alte Liebe rostet nicht», sagt der 28-Jährige.
Zweieinhalb Jahre nach seinem unglücklichen vierten Platz bei den Olympischen Spielen im Omnium kehrt Kluge beim Weltcup am Wochenende in den Londoner Lee Valley Velopark zurück. Erstmals seit 2012 startet er wieder für die Bahn-Nationalmannschaft im Sechskampf.
Dabei liegt hinter dem Wahl-Berliner seine bislang erfolgreichste Straßen-Saison. Nach Jahren der Wanderschaft beim Team Brandenburg, Milram, Skil-Shimano und NetApp-Endura hat Kluge in der Schweiz bei IAM-Cycling eine sportliche Heimat gefunden. Im Sommer beendete er erstmals die Tour de France und verdiente sich eine Vertragsverlängerung. Die Frühjahrsklassiker 2015 sind das nächste Ziel.
Kluge ist der einzige deutsche Profi, dem in den vergangenen Jahren der Spagat zwischen Bahn und Straße gelungen ist - und das schon seit 2008, als er in Peking mit Silber im Punktefahren überraschte. Andere vielversprechende Athleten wie Patrick Gretsch oder Nikias Arndt kehrten der Bahn dagegen den Rücken.
«Die Bahn hat im Profi-Rennsport einen zweitrangigen Stellenwert, ist sogar eher hinderlich», sagt Robert Bartko. Der Potsdamer wagte nach seinem Doppel-Olympiasieg von 2000 ebenfalls den Spagat, kehrte aber nach vier Jahren auf die Bahn zurück. «Ich habe mich mit der Situation schwergetan», erklärt der heute 38-jährige Sportfunktionär.
Kluges Motivation ist klar. Der 28-Jährige, zuletzt Siebter bei den Sixdays von Zürich, will in zwei Jahren zum dritten Mal Olympische Spiele erleben. Die «Blechmedaille» 2012 knapp hinter dem Briten Ed Clancy wurmt ihn noch immer. «Das Ergebnis würde ich gern korrigieren», sagt Kluge. Nicht zuletzt das veränderte Reglement mit dem Punktefahren als Abschlusswettbewerb hat seine Chancen erhöht.
Allerdings muss sich der Europameister von 2010 auch nationaler Konkurrenz erwehren. Lucas Liß siegte in diesem Jahr bei der U23-EM und beim ersten Weltcup in Mexiko. Er will ebenfalls nach Rio. «Bisher war ich die Nummer eins im Omnium. Mit Lucas ist ein starker Konkurrent aufgekommen», sagt Kluge, der aufgrund seiner Rennpause erst wenige Trainingskilometer in den Beinen hat.
Bundestrainer Sven Meyer ist im Omnium in einer Luxuslage - in Rio startet nur ein Vertreter des Bundes Deutscher Radfahrer. «Zunächst ist es wichtig, dass Kluge in London ein Zeichen setzt und wir uns sicher für Rio qualifizieren. Alles andere wird man sehen», sagt Meyer.
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