Fréjus (rad-net) - Jochen Käß aus Bietenhausen hat beim Roc d'Azur in Fréjus das Marathon-Rennen gewonnen. Der deutsche Marathon-Meister siegte in Südfrankreich nach 83 Kilometern knapp vor Ex-Weltmeister Christoph Sauser aus der Schweiz und dessen Landsmann Andreas Kugler. Bei den Damen holte sich Sally Bigham aus Großbritannien den Sieg vor Ivonne Kraft aus Gaggenau.
Käß sorgte schon am ersten Berg dafür, dass sich eine dreiköpfige Gruppe absetzen konnte. Während sein Schweizer Teamkollege Ralph Näf in einer engen Passage das Tempo etwas moderat gestaltete, fuhren mit Käß und Kugler zwei seiner Multivan-Merida-Teamkollegen gemeinsam mit dem Italiener Johnny Cattaneo weg und holten sich etwa 25 Sekunden Vorsprung heraus. Sauser war nach 20 Kilometern in der Lage die Lücke zu schließen, während Kugler in eine Verfolgergruppe zurück fiel. Das Spitzentrio fuhr gemeinsam über den höchsten Punkt der Strecke, doch danach brach Cattaneo völlig ein.
Als Jochen Käß etwa 20 Kilometer vor dem Ziel einen Hinterrad-Defekt erlitt, schien das Klassement gemacht. Käß holperte mit plattem Reifen die zwei Kilometer bis zur nächsten Technischen Zone, tauschte das Hinterrad und machte sich mit rund einer Minute Rückstand auf die Verfolgung von Sauser. «Ich hätte nicht mehr damit gerechnet, dass ich ihn noch einmal einhole, aber am Strand bin ich bis auf 15 Sekunden heran gekommen und habe wieder dran geglaubt», schildert Käß die Phase nach seinem Malheur, der auf einer flachen Passage auf einem Radweg Sauser wieder erreichte. Der versuchte ihn im nächsten technischen Stück wieder abzuhängen, doch Käß blieb hartnäckig. Der letzte Kilometer war geprägt von taktischen Spielereien, bei denen der Deutsche schließlich den Joker zog und sich etwa 300 Meter vor dem Ziel durch einen Antritt, fast aus dem Stand heraus, eine 30 Meter große Lücke herausfuhr, die er bis ins Ziel verteidigen konnte.
«Roc mal zu gewinnen ist schon was schönes. Ich war schon so oft hier, aber ganz nach vorne hat es noch nie geklappt. Ich konnte mich heute noch einmal motivieren. Ob ich mich bis zum Cross-Country-Rennen am Sonntag noch regenieren kann, weiß ich auch noch nicht, aber der Sieg gibt mir auf jeden Fall Rückenwind», kommentierte Käß seinen Erfolg.
Stefan Sahm landete als zweitbester Deutscher auf Rang fünf. Der Wahlschweizer hatte einen guten Start erwischt, musste beim Angriff von Käß die Konkurrenten aber ziehen lassen. «Ich habe am Start viel geführt und musste mich davon erst wieder erholen», sagte Sahm lachend. In einer Vierergruppe mit Andreas Kugler, Manuel Fumic und dem Schweden Emil Lindgren konnte er aber wieder nach vorne fahren. Während Kugler sogar in der Lage war den dritten Podestplatz zu ergattern, wurde Sahm hinter dem Spanier Marc Trayter Fünfter. Marathon-Weltmeister Alban Lakata aus Österreich eroberte Rang sechs, nachdem er Fumic vier Kilometer vor dem Ziel noch abgefangen hatte. Hannes Genze schoss wenige hundert Meter vor dem Ziel auch noch an Fumic vorbei und wurde Siebter vor dem Kirchheimer.
In der Damenkonkurrenz lag Ivonne Kraft lange Zeit in Führung, bevor sie auf den letzten Kilometern noch von Sally Bigham abgefangen wurde. «Ich bin erst gestern nach einer langen Autofahrt angereist und habe Krämpfe bekommen. Aber angesichts dieser Umstände bin ich mit Rang zwei durchaus zufrieden», meinte Kraft.