Kopenhagen (dpa) - Herausragende Frühjahrserfolge auf der Straße, aber trotzdem Zittern im Chefbüro: Der frühere Tour-de-France-Sieger Bjarne Riis hat nach vier Monaten Suche immer noch keinen neuen Hauptsponsor für sein Team Saxo Bank gefunden.
Während der Schweizer Fabian Cancellara mit Paris-Roubaix, der Flandern-Rundfahrt sowie Harelbeke gleich drei Frühjahrsklassiker gewinnen konnte, berichten Zeitungen hartnäckig von konkreten Abwanderungsgelüsten aller Asse im Riis-Stall 2011. Dazu gehören neben Cancellara vor allem die luxemburgischen Brüder Andy und Frank Schleck und das dänische Supertalent Matti Breschel.
«Ich hab bald keine Lust mehr, mich mit solchem Zeug zu beschäftigen», muffelte Riis Journalisten an. Der Tour-Sieger 1996 spricht lieber von Cancellaras jüngsten Erfolgen oder dem erfolgreichen Comeback seines im letzten Jahr bei der Tour schwer gestürzten Berliner Sympathieträgers Jens Voigt.
Aber auch im eigenen Land hat Riis inzwischen nicht mehr den Helden-Bonus vergangener Jahre. Der Glaube an seine optimistisch gemeinten, aber mit verbissener Miene vorgetragenen Sprüche hat deutlich abgenommen, seit der Däne nach elf Jahren Lügen sein eigenes EPO-Doping beim Tour-Sieg zugeben musste.
«Ekstra Bladet» kommentierte die vergebliche Suche nach einem neuen Sponsor und umgerechnet etwa 15 Millionen Euro für die nächste Saison betont skeptisch: «Während ziemlich sicher ist, dass Fabian Cancellaras Rolle im Radsport weitergeht, erscheint die für Bjarne Riis eher ungewiss. Vielleicht ist sein Glück aufgebraucht.» Schon vor dem überraschenden Ausstieg der dänischen Saxo Bank im Januar hatte der Däne seinen Rennstall im Gefolge der Finanzkrise verkleinern müssen.
Seine Mitarbeiter versichern jetzt in dänischen Medien, dass man «unmittelbar vor dem Beginn konkreter Verhandlungen» mit zwei Interessenten stehe. Riis ist dabei auch unter massivem Druck, weil bis auf Cancellara alle Verträge seiner wichtigsten Fahrer nach dieser Saison auslaufen.
Die Schleck-Brüder sollen angeblich den Wechsel zu einem im nächsten Jahr geplanten neuen Rennstall ihres luxemburgischen Landsmannes Andy Rihs planen. «Ich hab sie gefragt, und sie sagen, dass da nichts dran ist. Ich muss ihnen glauben», meint Riis. Der Däne Breschel wird immer wieder als Kandidat für das niederländische Team Rabobank genannt.
Sein derzeitiger Teamchef will auch darauf nichts geben: «Ich bin mit der Sponsorsuche gut ausgelastet. Wenn ich nach unseren jüngsten Erfolgen jetzt keinen finde, finde ich nie einen», sagt Riis. Kurz vor dem Tour-Start am 3. Juli in Rotterdam solle alles endgültig klar sein, verspricht er.