Kopenhagen (dpa) - Neun Tage nach Tour-Triumph Nummer drei hat Alberto Contador die Weichen für seine Zukunft gestellt - zusammen mit Bjarne Riis will der Spanier in eine historische Radsport-Ära durchstarten.
«Alberto kann alle drei großen Rundfahrten in einem Jahr gewinnen», meinte der Däne in Kopenhagen kühn, als er Contador nicht unerwartet als Neuzugang für die kommende Saison präsentierte. Bei der Tour de France, dem Giro d'Italia und der Vuelta hat der Spanier triumphiert, nur nicht in einer Saison - wie übrigens auch kein Radprofi vor ihm. «Vielleicht ist es nächstes Jahr noch zu früh, aber wir können es schaffen», ist sich Riis sicher.
Nur kurz zuvor hatte Riis in einem noblen Kopenhagener Hotel die Katze aus dem Sack gelassen: «Ich bin stolz, den weltbesten Radprofi zu einem dänischen Team gelockt zu haben», hatte er verkündet. Der 27-jährige Spanier erhält beim Team Saxo Bank, das 2011 vom IT- Unternehmen Sungard als zweiten Hauptsponsor unterstützt wird, einen Vertrag über zwei Jahre.
Der frühere Doping-Sünder Riis hält den Radsport für einen «sehr sauberen Sport». Der Däne, der 1996 die Tour de France gewonnen hatte, später aber Doping mit EPO, Wachstumshormonen und Cortison zugab, sagte der Nachrichtenagentur AP außerdem: «Doping war ein Teil des Radsports in der Vergangenheit, aber ich glaube wirklich, dass dieser Teil heute sehr, sehr klein ist.»
Contador geriet 2006 selbst in Doping-Verdacht, als er mit dem Mediziner Eufemiano Fuentes in Verbindung gebracht wurde. Sein Name verschwand jedoch schnell aus den Untersuchungsunterlagen der Guardia Civil, angeklagt wurde Contador wie viele andere Spanier nicht.
Der Spanier, der nach drei Jahren das kasachische Team Astana verlässt, twitterte: «Jetzt bin ich ein Saxo Bank-SunGard Junge. Ich glaube an 2011 und bin überzeugt, dass dies das beste für mich ist.» So spektakulär die Verpflichtung ist, überraschend war sie letztlich nicht mehr. Spätestens, seit die beiden bisherigen Saxo-Bank-Kapitäne Andy und Frank Schleck ihren Abschied von Riis verkündetet hatte und auch Contador «offiziell» auf der Suche nach einem neuen Arbeitgeber war, schien dessen Weg unweigerlich nach Dänemark zu führen. «Ich kann es kaum erwarten, das neue Abenteuer zu starten, mit einem neuen Team und Sponsoren, die an mich glauben - ich will allen zeigen, dass sie damit nicht falsch liegen», meinte Contador.
Das Geld für den teuren Spanier mit einem Jahresgehalt von geschätzten fünf Millionen Euro soll von dem neuen Sponsor Sungard sowie weiterhin der Saxo Bank kommen. Das Finanzinstitut, das noch im Januar seinen Ausstieg aus dem Radsport verkündet hatte, bleibt überraschend an Bord. «Manchmal ändern sich Dinge», meinte Lars Seier Kristensen, Vize-Präsident der Bank. Nach Gesprächen mit Riis hätte man sich entschlossen, das Sponsoring zu verlängern. Der Rennstall wird künftig «Saxo Bank-Sungard Professional Cycling Team» heißen.
Contador hat nach eigenen Angaben nicht lange überlegen müssen, ehe seine Entscheidung auf Riis fiel. Der Däne war voll des Lobes für seinen neuen Kapitän: «Mit drei Tour-Siegen in seiner Trophäensammlung und als Nummer eins der Weltrangliste ist klar, dass er noch viele Jahre im Radsport ganz oben stehen wird.»
Riis will den kleinen Madrilenen sogar weiter verbessern: «Ich glaube, ich kann diesen Rohdiamanten weiter schleifen.» Contador soll Riis im nächsten Jahr den zweiten Tour-Triumph nach 2008 bescheren - damals gewann Contadors Landsmann Carlos Sastre.
In diesem Jahr mussten Riis und sein Schützling Andy Schleck zum zweiten Mal in Folge mit dem zweiten Tour-Platz vorlieb nehmen - wie 2009 stand Alberto Contador auf dem Siegerpodest ganz oben. Dort will der Spanier auch 2011 wieder hin - dann in dänischen Farben.