Edinburgh (dpa) - UCI-Präsident Pat McQuaid spricht drei Wochen vor dem Start der Tour de France von «ermutigenden Zeichen» im Anti-Doping-Kampf. Die Tests des vergangenen Giro d'Italia «sehen normal aus, und das ist ermutigend», sagte der Chef des Internationalen Radsportverbandes.
400 bis 500 Proben, inklusive derer der ersten sechs bis acht Fahrer des Gesamtklassements, lägen laut McQuaid vor. In den vergangenen Jahren hatte es regelmäßig positive Befunde nach Ende des Rennens gegeben und die Giro- Siegerlisten mussten teilweise umgeschrieben werden.
«Die Hämoglobinwerte der Fahrer fallen von der ersten zur zweiten Woche, und in der dritten weiter. In der Vergangenheit hatten wir Situationen, da stieg der Wert mitten in der Rundfahrt, was ein Hinweis auf Blutdoping gewesen sein kann», erläuterte McQuaid, der sich weiter Kritik und Drohungen von Pierre Bordry, dem Chef der Anti-Doping-Agentur Frankreichs (AFLD), anhören muss.
Bordry zweifelte den Wert der hoch gepriesenen Blutpässe der Radprofis an, forderte größere Transparenz und unabhängige Kontrollen. Nachdem McQuaid bei der am 3. Juli in Rotterdam beginnenden Tour eine Kooperation mit der AFLD ausgeschlossen hatte, prophezeite Bordry: «Wenn wir nicht da sein sollten, wird die Polizei da sein.» Das sagte der Franzose der Nachrichtenagentur AP mit Hinweis auf die strenge Anti-Doping-Gesetzgebung in Frankreich. Bordry will die Welt-Anti-Doping-Agentur einschalten, um zusätzliche Tour-Kontrollen zu ermöglichen.
Die Zusammenarbeit zwischen UCI und AFLD bei der vergangenen Tour war gescheitert. McQuaid erwäge rechtliche Schritte gegen Bordry hatte der Ire wissen lassen und forderte: «Bordry muss weg. Er ist inkompetent und schadet dem Radsport.» Die AFLD wirft der UCI einen zu laxen Anti-Doping-Kampf vor. Im Vorjahr sei das Astana- Team mit Lance Armstrong und Alberto Contador bei den Kontrollen bevorzugt worden. «Das ist absoluter Quatsch. Dazu hatten wir mehrmals eindeutig Stellung genommen», sagte McQuaid der Nachrichtenagentur dpa.
Trotz der neuesten Doping-Anschuldigungen an die Adresse Armstrongs durch seinen ehemaligen Team-Kollegen Floyd Landis sei der siebenfache Toursieger bei der diesjährigen Frankreich-Rundfahrt «nicht unwillkommen». Das hatte die französische Sportministerin Roselyne Bachelot in Paris erklärt und dabei nicht unbedingt wie eine perfekte Gastgeberin geklungen. «Wenn er sich entscheidet zu kommen, und das ist keineswegs sicher, wird sich Mister Armstrong allen Anti- Doping-Regularien zu unterwerfen haben», betonte Bachelot.
Nach den Vorwürfen von Landis ermitteln in den USA auch Regierungsbehörden. Nach Informationen von «Cyclingnews» schaltete sich auch der Regierungsbeamte Doug Miller, bereits in der Balco-Doping-Affäre aktiv, in die Ermittlungen gegen Mitglieder des früheren US Postal-Teams ein - neben Armstrong noch dessen Sport-Direktor Johan Bruyneel (Belgien) und die US-Profis Levi Leipheimer und George Hincapie.
Landis, dessen Toursieg 2006 wegen Dopings aberkannt worden war, hatte Armstrong und andere beschuldigt, ihm Doping-Mittel beschafft zu haben. Er hätte zusammen mit Armstrong Blutdoping vorgenommen, behauptete der US-Profi. Armstrong, der in seiner Karriere schon oft mit Doping-Vorwürfen konfrontiert war und ab dem 12. Juni bei der Tour de Suisse zur Tour-Generalprobe antritt, hat Manipulationen stets abgestritten.