Zürich (dpa) - Der Radprofi Kim Kirchen liegt nach einem Herzstillstand in der Universitätsklinik Zürich weiter im künstlichen Koma - sein Zustand sei stabil, teilte der Katjuscha-Rennstall des 31-jährigen Luxemburgers mit.
Kirchen musste am Vorabend in seinem Schweizer Hotelzimmer von einem Freund und dem Teamarzt reanimiert werden. Nach ersten medizinischen Tests könne ausgeschlossen werden, dass Kirchen einen Herzinfarkt oder eine Thrombose erlitten habe, beeilte sich das russische Team in einer Pressemitteilung zu erklären. In einer ersten Mitteilung nach dem Transport ins Krankenhaus hätte die Mannschaft bei der Tour de Suisse laut Columbia-Sportchef Rolf Aldag erklärt, Kirchen sei ansprechbar.
Aldag, bis zum Vorjahr Teamchef von Kirchen, zeigte sich auf Nachfrage der Nachrichtenagentur dpa «persönlich stark betroffen». Bei solch einem Vorfall relativiere sich der Berufssport, «da spielt die Tour oder der Radsport keine Rolle mehr», sagte Aldag, der berichtete, Kirchens Frau erwarte in der nächsten Woche Zwillinge. Von gesundheitlichen Problemen Kirchens zu seiner Zeit in dem amerikanischen Team sei Aldag nichts bekanntgewesen.
Die Gesundheit Kirchens, bei der Tour 2008 Achter im Gesamtklassement und für vier Tage Träger des Gelben Trikots, sei in letzter Zeit labil gewesen. In dieser Saison litt er phasenweise unter Atemnot und Schwindelanfällen, berichtete die online-Ausgabe der Luxemburger Zeitung «Wort». Beim belgischen Klassiker Flèche Wallonne stieg Kirchen im April vorzeitig aus. Danach hätte Columbia laut Aldag alle medizinischen Unterlagen ihres Ex-Profis an behandelnde Ärzte nach Luxemburg weitergereicht. Ex-Profi Aldag wusste von «familiären Vorbelastungen im Herz- Kreislaufbereich» bei Kirchen zu berichten.
In einem «Wort»-Interview hatte sich Kirchen im Mai zu seiner gesundheitlichen Verfassung geäußert: «Mir geht es aktuell gut. In den vergangenen Tagen kannte ich im Training keinerlei Einschränkungen. Die Ursache meines Unwohlseins konnte nicht präzise diagnostiziert werden. Die Meinungen gehen auseinander. Habe ich die Antibiotika im Anschluss an meine Entzündung in der Leistengegend nicht vertragen? Hat der Stress sich negativ auf meine Gesundheit ausgewirkt? Keiner weiß es genau, und es ist nicht ausgeschlossen, dass die Probleme erneut plötzlich auftauchen».
Der tragische Vorfall in der Schweiz - vor der Etappe hatte Kirchen freudig mitgeteilt, dass er von seinem Team für die am 3. Juli beginnende Tour de France nominiert worden sei - zeigt Parallelen zum Herztod des Franzosen Fabrice Salanson. Der 23-jährige Radprofi war vor dem Start der Deutschland-Tour 2003 in Dresden tot in seinem Hotelzimmer gefunden worden. Schnell kam damals der Doping-Verdacht auf. Die Gerichtsmedizin in Dresden ermittelte allerdings keine Hinweise auf Doping und stellte den Sekundenherztod als Todesursache fest. Im selben Jahr war der italienische Profi Denis Zanette bei einem Zahnarztbesuch an Herzversagen gestorben. Im Dezember 2003 starb der ehemalige spanische Radprofi José Maria Jiménez in einer psychiatrischen Klinik an Herzversagen.