Taragona (dpa) - Nach dem Massensturz auf der vierten Vuelta-Etappe haben viele Radprofis den Ruhetag zur Pflege ihrer Wunden genutzt.
Knapp drei Kilometer vor dem Ziel war es in Lüttich auf nasser Straße zum Sturz gekommen, bei dem sich der Amerikaner Chris Horner vom Astana-Team die linke Hand brach und aufgeben musste. Für den Kroaten Robert Kiserlovski ist die Rundfahrt wegen eines Schlüsselbeinbruchs beendet.
Björn Schröder erlitt nach Angaben des Milram-Teams außer Abschürfungen und Prellungen eine Gehirnerschütterung. «Beim Sturz ist sogar sein Helm gebrochen», erklärte Teamarzt Mark Schmidt. Schröder wird zur fünften Etappe von Taragona nach Vinaros aber voraussichtlich ebenso antreten wie seine Kollegen Thomas Rohregger, Martin Velits und Dominik Roels, die mit Hautabschürfungen davonkamen.
Die Massenkarambolage verlief bei allen Schmerzen vergleichsweise glimpflich. Die Favoriten, darunter auch der Schweizer Spitzenreiter Fabian Cancellara, können weitermachen. Der nach einer Dopingsperre zurückgekehrte Alexander Winokurow musste vor dem abendlichen Flug nach Spanien mit fünf Stichen am linken Ellenbogen genäht werden. Der Spanier Ezequiel Mosquera, der auf seinem Rad von zwei Kollegen ins Ziel geschoben wurde, befürchtete einen Knöchelbruch, konnte seinen Fuß dann wieder bewegen und wird wohl auch weiterfahren.
Nach dem Sturz in einem Kreisverkehr erhob der Brite Roger Hammond vom Cervelo-Team heftige Vorwürfe. «Ich war in einer guten Position für den Sprint, aber ein Fahrer fuhr gefährlich schnell in den Kreisverkehr. Wenn alle mit der selben Geschwindigkeit durch eine Kurve fahren, kann nur ein echter Idiot denken, er könnte zehn Stundenkilometer schneller sein», schimpfte Hammond.
Genäht werden musste auch der Däne Jakob Fuglsang. Der Fahrer vom Team Saxobank war früher im Rennen gegen einen geparkten Anhänger geprallt. Dabei schlitzte ihm eine Radspeiche das linke Schienbein bis zum Knochen auf. «Komischerweise tut mir die rechte Seite weh, auf der ich gelandet bin», erklärte Fuglsang, der weitermachen will.
Gleich mehrfaches Pech hatte Gerald Ciolek, der schon 25 Kilometer vor dem Ziel zu Fall gekommen war, kurze Zeit auf der Straße liegen blieb und sich ins Hauptfeld zurückgearbeitet hatte. Der Massensturz hielt den Milram-Sprinter auf, so dass er alle Chancen auf seinen zweiten Etappensieg endgültig einbüßte. «Im Finale waren wir arg gebeutelt. Solche Tage gibt es leider im Radsport», sagte der Sportliche Leiter Ralf Grabsch.
Zudem wurde Ciolek mit einem Rückstand von 8:12 Minuten im Tagesklassement gewertet und fiel insgesamt vom dritten auf den 167. Platz zurück. Fast alle anderen Fahrer erhielten trotz ihrer Rückstände die selbe Zeit wie Tagessieger André Greipel, da sich der Sturz innerhalb der letzten 3000 Meter ereignet hatte. Daher blieb Cancellara in der Gesamtwertung vorn. Durch den Unfall hatte es plötzlich eine siebenköpfige Spitzengruppe gegeben, aus der sich Greipel am Geburtstag seiner Frau Tina den 16. Saisonsieg und das Trikot des Punktbesten sicherte. «Zum Glück war ich in der richtigen Position», sagte Greipel.