Hamburg (dpa) - Bei der Tour de France 2008 war er noch deutscher Hoffnungsträger und Strahlemann in Personalunion. Zwei Tage lang jubelte Radprofi Stefan Schumacher sogar im Gelben Trikot. Doch nach dem jüngsten Dopingverdacht ist sein Ruf ruiniert.
Erst das in einer Probe von ihm nachträglich entdeckte Blutdoping-Mittel CERA bei der Tour. Nun zählt der Schwabe auch noch zu den sechs Athleten, die bei den Nachuntersuchungen der Proben von den Olympischen Spielen in Peking positiv auf Doping getestet worden seien. «Da kann man nur schlucken, wenn man das hört», sagte gar sein Anwalt Michael Lehner.
Schumacher hat die Vorwürfe bei der Tour de France stets zurückgewiesen. «Ich habe noch nie in meinem Leben gedopt», hatte er noch Anfang März gesagt. Doch die Beteuerungen konnten die Sperre durch den Radsport-Weltverband UCI bis Januar 2011 nicht verhindern. Gegenwärtig läuft noch seine Berufung beim Internationalen Sportgerichtshof CAS in Lausanne. Nach dem neuesten Verdacht steht der Nürtinger aber am Abgrund.
Schumachers Karriere gleicht einer Berg-und-Talfahrt: Den Höhepunkt erreichte er mit seinen beiden Zeitfahrsiegen bei der Tour im vergangenen Jahr - dies hatte als letzter Radprofi Rekordsieger Lance Armstrong aus den USA im Jahr 2004 geschafft.
2002 begann der damals 20-jährige Schumacher, der bisher stets Doping bestritten hat, seine Profi-Laufbahn im Team Telekom. Zwei Jahre später wechselte er zum Rennstall Lamonta und wurde 2004 deutscher Vizemeister im Straßenrennen hinter Andreas Klöden. Der Allrounder schloss sich 2005 der Shimano-Memory Corp an und schaffte mit dem Gesamtsieg bei der Niedersachsen-Rundfahrt den Durchbruch.
Durch den Wechsel zum Gerolsteiner-Team von Hans-Michael Holczer machte der Schwabe im Jahr 2006 den entscheidenden Schritt auf der Erfolgsleiter. Zahlreiche Etappensiege bei verschiedenen Rundfahrten folgten, zudem gewann er 2007 das Amstel Gold Race und WM-Bronze im Straßenrennen.
Die Liste seiner Verfehlungen ist allerdings fast genau so lang wie die seiner Erfolge: Nach der WM 2007 in Stuttgart baute er einen Autounfall unter Alkoholeinfluss. Zudem fand die Polizei auch Spuren von Amphetaminen in seinem Blut. Schon vor seinem Wechsel zu Gerolsteiner Anfang 2006 gab es erste Irritationen um einen positiven Befund wegen eines angeblich verabreichten Anti-Allergikums. Die vom Bund Deutscher Radfahrer (BDR) verhängte Sperre hob der Weltverband UCI wieder auf.
Vor der WM 2007 wurden bei ihm erhöhte Blutwerte festgestellt. Drei Spezialisten schlossen eine Manipulation aus. Dann kam die Tour 2008 mit seinem kurzen Höhenflug und dem anschließenden tiefen Fall. Nach der positiven Peking-Probe steht er endgültig mit dem Rücken zur Wand.