Hardt (rad-net) - Am kommenden Samstag, den 9. Mai, findet die 49. Auflage der Radball-Europameisterschaften in der Elite-Klasse in der Schwarzwaldgemeinde Hardt statt. Das Örtchen feiert sein 175-jähriges Jubiläum und zu diesem Anlass hat der ortsansässige Traditionsverein RSV «Frisch Auf» Hardt von 1906 e.V. die Ausrichtung übernommen.
Bis zur Einführung des Weltcups im Jahre 2002 war das Europacup-Finale nach der WM zwar die Nr. 2, sportlich jedoch klar tonangebend, denn damals konnten aus den Top-Nationen bis zu drei Mannschaften teilnehmen. Jetzt verzichten einige Mannschaften wie RC Winterthur oder TJ Favorit Brünn auf eine mögliche Teilnahme.
Der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) bekommt nun die «Spätfolgen» der letzten WM zu spüren, in der Deutschland ohne WM-Medaille blieb. Nach den Europacup-Kriterien bekommen die drei Nationen, die bei der letzten WM in Brünn Medaillen geholt haben (Österreich, Schweiz und Tschechien) zwei Startplätze und die medaillenlosen Nationen Deutschland, Belgien und Frankreich nur einen Platz. Hinzu kommt aber das Team des ausrichtenden RSV Hardt per Wildcard, so dass Deutschland doch zwei Teams stellen kann. So spielen bei der 16. Austragung auf deutschem Boden zehn Mannschaften aus sechs Nationen um den Europameister-Titel.
Der bisher übliche Europacup-Modus wurde geändert in den bekannten Weltcup-Modus. Es entfallen also Endrundenspiele mit der Übernahme von Ergebnissen aus der Vorrunde, dafür gibt es K.O.-Duelle mit einem echten Endspiel.
Die Gruppeneinteilung durch den Europäischen Radsportverband UEC verspricht interessante Duelle. In Gruppe 1 ist natürlich der EM-Verteidiger und amtierende Weltmeister RC Höchst I (Patrick Schnetzer/Markus Bröll) das Maß aller Dinge. Deutschlands Pokalsieger SV Eberstadt (Roman Müller/Jens Krichbaum) hat die hohe Bürde, als einziger Medaillenkandidat Deutschlands dem Heimauftritt die richtige Würze zu geben. Es locken aber auch WM-Qualifikationspunkte (3 bis 1), sofern man das Treppchen erreicht.
Ein großer Kontrahent im Kampf um das Halbfinale wird sicherlich auch der VC Oftringen (Rafael Stadelmann/ Andreas Zaugg) sein, der ehrgeizig wie eh und je wieder zusammengefunden hat und erst am letzten Sonnabend in der Nationalliga A der Schweiz aufhorchen ließ. Frankreichs Meister VC Dorlisheim (Benjamin Meyer/Quentin Seyfried) aus dem benachbarten Elsass wird bestimmt auch mutig zu Werke gehen und Tschechien schickt mit SC Svitavka II (David Richter/Jan Stibor) eine der Nachwuchshoffnungen.
Die Gruppe 2 gilt nach der Papierform Ex-Weltmeister RS Altdorf (Dominik Planzer/Roman Schneider), die Vorjahreszweiten, als die Favoriten. Die Urner nehmen zum siebten Mal in Folge am Finale teil, aber dieser Titel fehlt dem Schweizer Meister noch. Aber die Europameisterschaft ist noch nie ein Schweizer Ding gewesen (20x Deutschland, 17x Tschechien, 8x Österreich und 3x die Schweiz) und diese drei bisherigen Siege der Eidgenossen liegen auch schon eine Weile zurück (1997 Kern/Bosshart sowie 2003 und 2004 Jiricek/Looser).
Der Hauptgegner dieser Gruppe wird wohl RC Höchst II (Simon König/Florian Fischer) sein und der hat da schon mehr Erfolge feiern können: 2011 und 2013 waren sie gemeinsam EM-Sieger und Simon König gewann mit Österreichs Radballlegende Dietmar Schneider noch zwei weitere Male. Auf Augenhöhe stehen SC Svitavka I (Jiri Hrdlicka/Pavel Loskot) und Belgiens Meister SNA Gent (Christoph Baudu/Peter Martens), zumindestens von der Routine her. Krasser Außenseiter ist das Oberligateam des Ausrichter RSV Hardt mit den Gebrüdern Mathias und Florian Müller.