Gärtringen (rad-net) - Seit Jahresbeginn zeichnet Matthias König als Radball-Bundestrainer im Bund Deutscher Radfahrer (BDR) verantwortlich. Dass der diplomierte Sportwissenschaftler und Weltmeister von 2010 (mit Uwe Berner) so kurz nach seiner aktiven Karriere ein solches Amt übernehmen würde, kam überraschend. «Ja, ich hätte gerne ein, zwei Jahre gewartet, andererseits habe ich diese Chance gerne am Schopf gepackt.» Und sein erstes Ziel umreißt er mit einem Wort: «Professionalisierung.»
König galt auf dem Rad als kompletter Stürmer. Aber auf den WM-Coup folgten auch Flauten und bittere Niederlagen. Das hat ihn geprägt. «Mit diesen Erfahrungen und meinem beruflichen Hintergrund möchte ich dem Team helfen.» Der erste Lehrgang mit den A-Kader-Athleten liegt hinter ihm. Die Aktiven, mit denen König noch selbst intensiv «die Klingen» kreuzte, erlebten den neuen Bundestrainer als neutralen Beobachter. «Ich habe gespannte Erwartungen gespürt. Alles andere will ich mir verdienen, denn ich kann nur punkten, wenn mein Engagement einen Mehrwert darstellt.»
Der König, der auf den King folgt, überzeugte die Verbands-Oberen durch sein Konzept, das Themen wie Trainings-Steuerung, organisatorische Veränderungen, Retuschen am Wettkampfkalender und Coaching beinhaltet. Er sammelt einen Mix aus Spitzenteams und Nachwuchs-Mannschaften um sich. Für alle will er «eine durchgängige Struktur schaffen. Die Ziele werden definiert, für die Etablierten wie die jungen Sportler. Und an diesen Fix-Punkten muss man sich entlang hangeln und orientieren.»
Der 35-Jährige sieht sich als Partner der Sportler, «der Tipps geben kann». Das beginnt bei der Ernährung, geht über die Lehrgangs-Beratung und endet bei der direkten Wettkampf-Vorbereitung.
«Radball steht am Scheideweg», sagt Matthias König. «Vor einigen Jahren hat sich der Kader wie von selbst aufgestellt», heute fehlen Teams, die wie selbstverständlich auf Augenhöhe mit der internationalen Top-Konkurrenz sind. Das letzte deutsche Gold gewannen Berner/König. Beim Heimspiel 2016 in Stuttgart konnten Bernd und Gerhard Mlady (RMC Stein) als Neulinge mit einer attraktiven Spielweise und dem Gewinn der Bronzemedaille die Erwartungen erfüllen. Aber «Österreicher und Schweizer bleiben weiterhin favorisiert, weil sie seit Jahren gute Leistung auf hohem Niveau abrufen können. Mit dieser Situation aber wollen wir uns nicht begnügen.»
Im November 2017 ist die Weltmeisterschaft im österreichischen Vorarlberg die erste Bewährungsprobe für den neuen Bundestrainer, der selbst noch zweimal die Woche in der Gärtringer Schwarzwaldhalle auf dem Rad sitzt.