Mûr-de-Bretagne (dpa) - Mathieu van der Poel zeigte mit dem Finger gen Himmel, weinte hemmungslos im Ziel und widmete sein erstes Gelbes Trikot seinem legendären Großvater Raymond Poulidor.
«Ich habe es für ihn gewonnen. Leider kann er nicht hier sein. Es wäre ein schönes Foto geworden», sagte der niederländische Cross-Weltmeister nach seiner Triumphfahrt an der berüchtigten Mûr-de-Bretagne in Gedenken an seinen in Frankreich verehrten und 2019 gestorbenen Großvater.
Poulidor, acht Mal in Paris auf dem Podium, war es nie vergönnt, das Gelbe Trikot einmal zu tragen. Es war der spektakuläre Höhepunkt eines fulminanten Auftakt-Wochenendes bei der 108. Tour de France, das auch von schweren Massenstürzen begleitet worden war.
«Ich wusste, das ist meine letzte Chance auf Gelb», sagte Van der Poel, nachdem er Auftaktsieger Julian Alaphilippe an der Spitze der Gesamtwertung abgelöst hatte. «Ich musste mit Vorsprung gewinnen. Ich bin sprachlos, dass es geklappt hat. Man kann davon träumen, aber wenn es wahr wird, ist es unglaublich», fügte der 26-Jährige hinzu.
Van der Poel war auf dem gut zwei Kilometer langen Schlussanstieg mit durchschnittlich 6,9 Prozent Steigung im Alpe d'Huez der Bretagne nicht zu stoppen und verwies nach 183,5 Kilometern den slowenischen Tour-Champion Tadej Pogacar und den Vorjahreszweiten Primoz Roglic auf die Plätze.
Am Vortag hatte er beim Finale furioso noch gegen Alaphilippe das Nachsehen. So erfreuten sich die Gastgeber nur einen Tag am Gelben Trikot ihres Weltmeisters. Allerdings dürfen sie auch ein Stück weit den ersten Sieg von Van der Poel für sich reklamieren. Schließlich trägt der Allrounder die Gene von Poulidor in sich.
Van der Poel liegt nun acht Sekunden vor Alaphilippe und 13 Sekunden vor Pogacar. «Das Gelbe Trikot ist magisch. Es war ein schönes Wochenende», betonte Alaphilippe, der am Samstag in Landerneau triumphiert hatte. Das Gelbe Trikot auf den Schultern des Franzosen hatte fast schon Tradition, nachdem er 2019 insgesamt 14 und im vergangenen Jahr drei Tage vorne gelegen hatte.
Nachdem zum Auftakt zwei Stürze die erste Etappe überschatteten, kam am Sonntag das Feld halbwegs sicher ins Ziel, was auch daran lag, dass die Mûr-de-Bretagne bereits 15 Kilometer vor dem Ziel das erste Mal passiert werden musste und das Feld dabei auseinanderriss. Bereits bei der ersten Überquerung kam es zum Duell der Stars, schließlich ging es um Bonussekunden. Van der Poel holte sich acht Sekunden vor Pogacar und Roglic.