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Tadej Pogacar drückte dem WM-Rennen seinen Stempel auf. Foto: Peter Dejong/AP/dpa
29.09.2024 17:11
Pogacar mit 100-Kilometer-Attacke zum WM-Titel

Zürich (rad-net) - Tadej Pogacar ist neuer Straßen-Weltmeister. Der Slowene war über 100 Kilometer an der Spitze des Rennens unterwegs, einen Großteil davon sogar alleine, und triumphierte nach insgesamt 274 Kilometern in Zürich mit noch rund einer halben Minute Vorsprung. Die Deutschen bestimmten das Rennen lange mit, am Ende wurde Georg Zimmermann guter 15.

Es dauerte eine Zeitlang, ehe sich eine Gruppe vom Feld lösen. Nach rund 40 Kilometern setzte sich dann Simon Geschke mit starken Fahrern wie Ex-Zeitfahr-Weltmeister Tobias Foss (Norwegen) und Silvain Dilier (Schweiz) ab. Das Sextett holte bis zu 5:30 Minuten Vorsprung heraus. Im Feld kontrollierten die Nationalteams aus Belgien, den Niederlanden und Slowenien das Tempo. Bei noch etwa 125 zu fahrenden Kilometern beschleunigte das Feld allmählich und es gab mehrere Angriffe. Daraus entstand eine zehnköpfige Gruppe um Florian Lipowitz, die 105 Kilometer vor dem Ziel zur Spitzengruppe aufschloss. Nun lagen 16 Fahrer an der Spitze des Rennens - und alle großen Radsportnationen außer Spanien und die Niederlande waren vorne vertreten. Zu diesem Zeitpunkt betrug der Abstand zwischen dem Peloton und der Spitzengruppe noch rund zweieinhalb Minuten.

Dennoch erschien Pogacar, der mit Jan Tratnik auch einen Teamkollegen vorne hatte, die Situation zu gefährlich. Am Anstieg in Zürich nahm er selbst das Zepter in die Hand, attackierte und machte sich alleine auf die Verfolgung der Spitzengruppe. Tratnik hatte den Angriff seines Kapitäns offenbar mitbekommen und ließ sich zurückfallen, um ihn auf dem Weg nach vorne zu unterstützen. Schon zehn Kilometer später hatte der 26-Jährige den Anschluss nach vorne hergestellt.

Als es erneut in Zürich bergauf ging, beschleunigte Pogacar abermals. Geschke und Lipowitz waren noch in Schlagweite, doch letztendlich konnte dem Slowenen nur noch Pavel Sivakov (Fankreich) folgen. Doch lange konnte Pogacar nicht auf die Unterstützung Sivakovs zählen. 51 Kilometer vor dem Ziel, als wieder der steile Anstieg in Zürich erreicht wurde, musste er reißen lassen und der spätere Weltmeister war fortan alleine unterwegs.

Zwischenzeitlich hatte sich ein Verfolger-Duo mit Toms Skujins (Lettland) und Ben Healy (Irland) gebildet. Als es in die letzte 26-Kilometer-Runde um Zürich ging, gab es aus der Gruppe hinter Skujins und Healy, in der mit unter anderem Vorjahressieger Mathieu van der Poel (Niederlande), Zeitfahr-Weltmeister und Doppel-Olympiasieger Remco Evenepoel (Belgien), Lokalmatador Marc Hirschi (Schweiz) und Enric Mas (Spanien) alle weiteren Favoriten vertreten waren - jedoch kein deutscher Rennfahrer mehr -, mehrere Angriffe. 16 Kilometer vor dem Ziel wurde das Duo gestellt - und das Rennen wurde noch einmal unerwartet spannend. Pogacar war lange mit rund einer Minute Vorsprung unterwegs, doch durch die Tempoverschärfungen war der Abstand auf etwa 35 Sekunden gesunken.

Doch richtig konsequente Nachführarbeit gab es bei den Verfolgern nicht, wodurch Pogacar, dem man inzwischen auch die Anstrengungen ansehen konnte, seinen Vorsprung wieder vergrößern konnte und die letzten Meter bis ins Ziel genießen konnte. Am Ende hatte er noch 34 Sekunden Vorsprung auf Ben O'Connor (Australien), der sich innerhalb des Schlusskilometers von den Verfolgern hatte lösen können. Mit 58 Sekunden Rückstand sicherte sich Van der Poel im Sprint die Bronzemedaille.

«Ich kann nicht glauben, was passiert ist. Ich habe mir so viel Druck gemacht. Wir sind für den Sieg gekommen», sagte Pogacar nach einem Tag für die Geschichtsbücher. «Es war vielleicht eine dumme Attacke, aber ich habe einfach nicht aufgegeben. Wir hatten eigentlich geplant, das Rennen zu kontrollieren. Ich weiß nicht, was ich gedacht habe.»

Zimmermann kam als 15. mit 3:52 Minuten Rückstand ins Ziel. «Ich habe mein Bestes gegeben, man muss mit dem zufrieden sein, was der Körper zulässt», sagte der Augsburger nach dem Rennen. «Als Ben O'Connor Zweiter wurde, kam ich kurz ins Grübeln, dass man ruhig groß träumen darf.»

Lipowitz wurde 6:36 Minuten zurück 28. «Ich hatte heute nicht meine besten Beine, war aber im richtigen Moment dabei. Als die entscheidende Attacke losging, hatte ich nicht mehr genügend Reserven und bin froh, dass ich ins Ziel gekommen bin», sagte der Vuelta-Siebte.

Für Simon Geschke war es die letzte Weltmeisterschaft als Fahrer der Nationalmannschaft. «Es war geplant, dass ich in der ersten Gruppe mitgehen sollte. Das Rennen ist dann auch taktisch gut für uns gelaufen. Georg Zimmermann und Florian Lipowitz hatten einen super Tag, da wäre vielleicht noch mehr möglich gewesen. Unser Plan ist aber gut aufgegangen», sagte der Wahl-Freiburger, der als 36. durchs Ziel fuhr. «Ich habe das Rennen heute sehr genossen, denn es waren viele deutsche Fans an der Strecke. Das hat gepuscht und war ein guter Abschluss von der internationalen Bühne.»

BDR-Teamchef André Greipel fand, «dass das Rennen wie erwartet gelaufen ist. Wir konnten die Gruppen besetzen und haben taktisch gut agiert. Die Fahrer haben alles gegeben.»


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