Oudenaarde (rad-net) - Tadej Pogacar (UAE-Team Emirates) hat die Flandern-Rundfahrt gewonnen. Nach einem Angriff im Finale setzte sich der Slowene als Solist vor Mathieu van der Poel (Alpecin-Deceuninck) durch. Im Sprint der Verfolger um Platz drei war Mads Pedersen (Trek-Segafredo) am schnellsten.
In einer blitzschnellen Anfangsphase - die ersten zwei Rennstunden wurden mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von über 49 km/h zurückgelegt - hatten es Ausreißer schwer. Es gab mehrere Versuche, doch alle wurden schnell zurückgeholt. Nach fast 100 Kilometern konnten sich dann aber doch fünf Fahrer lösen. Guillaume Van Keirsbulck (Bingoal WB), Daan Hoole (Trek-Segafredo), Jasper De Buyst (Lotto-Dstny), Filippo Colombo (Q36.5) und Elmar Reinders (Jayco-AlUla) erreichten kurz darauf mit rund 15 Sekunden Vorsprung den ersten Kopfsteinpflasterabschnitt. Aber die Gruppe wurde noch nicht fahren gelassen, denn Jonas Rutsch (EF Education-EasyPost), Tim Merlier (Soudal Quick-Step) und Hugo Houle (Israel-Premier Tech) konnten noch aufschließen. Dann wurde das Tempo herausgenommen und die Gruppe hatte schnell fünf Minuten Vorsprung.
Rund 140 Kilometer vor dem Ziel wurde das Peloton von einem Massensturz aufgeschreckt. Mit Wout van Aert (Jumbo-Visma), Julian Alaphilipe (Soudal-Quick Step), Mads Pedersen und Jasper Stuyven (beide Trek-Segafredo) gingen unter anderem auch einige Favoriten zu Boden, außerdem waren auch Maurice Ballerstedt (Alpecin-Deceuninck) und Peter Sagan (TotalEnergies) betroffen.. Tim Wellens, Pogacars wichtigster Helfer, wurde ins Krankenhaus eingeliefert. Im Peloton herrschte daraufhin etwas Chaos, aber nicht nur aufgrund des Sturzes, sondern auch weil einige Teams wieder das Tempo erhöhten. Dadurch entstand eine neunköpfige Verfolgergruppe mit Fahrern wie Pedersen, Matteo Trentin (UAE-Team Emirates), Yves Lampaert (Soudal-Quick Step) und Nathan Van Hooydonck (Jumbo-Visma). 80 Kilometer vor dem Ziel schlossen sie sich mit der achtköpfigen Ausreißergruppe zusammen. Die 17 Fahrer hatten zwischenzeitlich drei Minuten Vorsprung aufs Peloton.
Als 55 Kilometer vor dem Ziel das zweite Mal der Oude Kwaremont überquert wurde, explodierte das Rennen - sowohl in der Spitzengruppe als auch im Hauptfeld. Und das nutzte Pogacar, um sich alleine aus dem Peloton abzusetzen. Am Gipfel des daraufhin folgenden Paterbergs hatte er 15 Sekunden Vorsprung auf die Gruppe um Van der Poel und Van Aert. Auf den flacheren Kilometern nach dem Paterberg und in Richtung Koppenberg beschloss Pogacar jedoch, etwas Tempo herauszunehmen und auf Van der Poel und Van Aert zu warten, obwohl Jumbo-Visma andere Pläne hatte. Die niederländische Formation setzte mit Christophe Laporte dem Slowenen nach. Van Aert hielt seine Beine still und so war es an Van der Poel, die Lücke zu schließen.
Als Pogacar am Koppenberg erneut beschleunigte, konnten Van Aert und Van der Poel dieses Mal dran bleiben, für die anderen Fahrer ging es aber zu schnell, sodass nun drei Fahrer in der Verfolgung der Ausreißergruppe, die noch rund anderthalb Minuten Vorsprung und aus der sich Pedersen mittlerweile abgesetzt hatte, waren.
30 Kilometer vor dem Ziel, am Kruisberg, gab dann Van der Poel Gas. Van Aert musste als Erster reißen lassen, Pogacar konnte den Anschluss wieder herstellen. Pedersens Vorsprung vor Pogacar und Van der Poel schwankte im Vorfeld des Oude Kwaremont bei etwa einer halben Minute. Van der Poel und Pogačar schlossen sich den Verfolgern vor dem Anstieg an, auch Pedersen wurde gestellt. Am Oude Kwaremont angekommen, griff Pogacar erneut an. Oben angekommen, hatte der zweifache Tour-de-France-Sieger zehn Sekunden Vorsprung auf Van der Poel. Der Niederländer gab nicht so schnell auf und hielt den Abstand eine Zeitlang konstant und kämpfte weiter, musste aber schließlich einsehen, dass Pogacar am heutigen Tag der Stärkere war. Nach 273 Kilometern siegte Tadej Pogacar mit 16 Sekunden Vorsprung vor Mathieu van der Poel und 1:12 Minuten vor Mads Pedersen.