Cauterets-Cambasque (dpa) - Präsident Emmanuel Macron applaudierte als begeisterter Edelfan, Jonas Vingegaard und Tadej Pogacar lieferten das erhoffte Pyrenäen-Spektakel.
Vingegaard übernahm bei der ersten Bergankunft der 110. Tour de France zwar das Gelbe Trikot von Bora-Kapitän Jai Hindley, den Etappensieg in Cauterets-Cambasque musste der Däne allerdings seinem großen Rivalen Pogacar überlassen. Der Slowene meldete sich nach seiner unerwarteten Schwäche vom Vortag eindrucksvoll zurück zeigte, dass die Tour noch lange nicht entschieden ist.
«Was soll ich sagen? Es war ein epischer Tag im Gelben Trikot auf mystischen Anstiegen. Ich habe das genossen und wollte mein eigenes Rennen fahren. Ich bin um mein Leben gefahren», sagte Hindley. Der Australier liegt in der Gesamtwertung nun auf Platz drei, 1:34 Minuten beträgt der Rückstand zum neuen Spitzenreiter Jonas Vingegaard. Hinter dem Dänen liegt Pogacar mit 25 Sekunden Rückstand auf Schlagdistanz. Emanuel Buchmann zeigte als Hindleys Helfer erneut eine starke Leistung, fiel fünf Kilometer vor dem Gipfel zurück und im Gesamtklassement aus den Top 10.
Hindley wollte «Trikot unbedingt behalten»
Bora-Sportchef Rolf Aldag hatte bereits geahnt, dass die Verteidigung des Gelben Trikots eine echte Herausforderung wird. Im Gegensatz zu den Teams der Top-Stars Vingegaard und Pogacar hat Bora kein reines Berg-Team dabei. Dennoch bemühte sich die deutsche Top-Équipe um die Kontrolle des Rennens, ließ eine ungefährliche Gruppe auf maximal fünf Minuten ziehen.
Bob Jungels und Buchmann unterstützten Hindley nach Kräften, um das begehrte Trikot zu behaupten. «Ich habe viele Nachrichten aus der Heimat bekommen, die Leute sind extra aufgestanden, um die Etappe zu sehen. Ich möchte das Trikot unbedingt behalten», sagte der Australier vor dem Start der Etappe. In den Anstiegen übernahm dann stets das Jumbo-Team von Vingegaard das Kommando und dezimierte das Peloton nach und nach.
Pogacar zeigt keine Schwäche
Hauptanliegen war da eine weitere Schwächung des zweimaligen Tour-Siegers Pogacar. Der Slowene hatte am Vortag schon auf der ersten Bergetappe ungewohnte Schwächen gezeigt und über eine Minute auf Vingegaard verloren. «Es waren viele kleine Sachen, die da zusammenkamen. Meine Form ist gut und ich hoffe, dass ich das noch zeigen kann», sagte Pogacar und gab sich kämpferisch. Der 24-Jährige hatte sich Ende April das Kahnbein gebrochen und war mit Trainingsrückstand und ohne große Rennpraxis zur Tour gekommen. Sein Kahnbein ist noch immer bandagiert.
Bereits am legendären Tourmalet, dem vorletzten Anstieg des Tages, ging es zur Sache. Jumbo verschärfte in der steileren zweiten Hälfte das Tempo, Vingegaard attackierte umgehend. Der Attacke folgte nur Pogacar, der keine Schwäche zeigte. Hindley hatte bereits am Gipfel des Tourmalet zwei Minuten auf das Favoriten-Duo verloren, auch Buchmann litt in der Verfolgergruppe.
Vingegaards nächster Vorstoß folgte dann am 16 Kilometer langen Anstieg nach Cauterets-Cambasque, der trotz seiner Länge nicht zu den größten Schwierigkeiten im Hochgebirge zählt. Erst auf den letzten fünf Kilometern wuchs die Steigung auf zweistellige Prozentzahlen, was Vingegaard zu einer Attacke nutzte. Doch er wurde Pogacar nicht los und wurde von dessen Konter offenbar komplett überrascht und verlor letztlich wertvolle Zeit.
Nach den zwei Pyrenäen-Etappen sind am Freitag wieder die Sprinter am Zug. Von Mont-de-Marsan geht es überwiegend flach über 169,9 Kilometer nach Bordeaux. In der Metropole am Atlantik dürfte Phil Bauhaus auf ein weiteres Top-Ergebnis hoffen, sollte er gut durch die Berge gekommen sein.