Berlin (rad-net) - Berlins Radsport-Idol Otto Ziege ist in der Nacht zum Samstag im Alter von 88 Jahren gestorben. Ziege erlag den Folgen einer Magenkrebs-Erkrankung.
Das Berliner Urgestein, geboren am 14. Juni 1926 und in Charlottenburg aufgwachsen, war selbst einst als Rennfahrer aktiv und feierte 1949 seinen größten Erfolg, als er Deutscher Straßenmeister der Profis wurde. Es folgten die Vizemeisterschaft der Steher im Jahre 1952 und insgesamt 32 Sechstagestarts, in denen er vier zweite Plätze belegte. Im Berliner Sportpalast war er als Lokalmatador ein Publikumsmagnet und trug die beliebte «Schwarze Acht» auf dem Rücken.
Ab 1958 fungierte Ziege als Sportlicher Leiter des Berliner Sechstagerennens, welches damals noch im Sportpalast stattfand. Diese Funktion übernahm er auch, als das Sechstagerennen in die Deutschlandhalle umzog bis 1990 und in Dortmund zwischen 1976 und 1996. 1997 belebte er schließlich mit Heinz Seesing das Berliner Sechstagerennen im Velodrom wieder.
Dazu betreute der gebürtige Berliner in den Sechzigerjahren die deutschen Straßenfahrer vier Jahre als Bundestrainer und stand lange Jahre als Präsident dem Berliner Radsport-Verband (BRV) vor, zu dessen Ehrenpräsident er später ernannt wurde. 1987 war er außerdem Leiter des Organisationsbüros für den Start der Tour de France in Berlin.
«Dank seines unermüdlichen Engagements und seiner Hilfsbereitschaft, die für ihn immer oberste Priorität besaß, war es nicht verwunderlich, dass ihm viele Ehrungen zuteil wurden», heißt es im Nachruf des Berliner Landesverbandes. Für sein Lebenswerk wurde er 2001 mit dem Verdienstorden des Landes Berlin ausgezeichnet, drei Jahre später erhielt er auch das Goldene Band des Verbandes der Berliner Sportjournalisten.
Beim diesjährigen Bundesligafinale der U23 Mitte September, wo er als Schirmherr fungierte, gab er noch den Startschuss ab und erinnerte sich in diversen Gesprächen mit Weggefährten an viele Geschichten, die sein geliebter Radsport schrieb.
«Ein Großer, nicht nur des Berliner Radsports, ist von uns gegangen und wir werden sein Andenken stets in Ehren halten», so das Präsidium des BRV. «Die bescheidene, ruhige und immer freundliche ,Radsport-Legende von der Tankstelle' konnte auf ein wundervolles Leben zurückblicken, das ihm den Abschied in den Armen seiner Frau Ingrid, die er bei einem Radrennen auf der Avus kennengelernt hatte, nach eigenen Aussagen leicht machte.»