Paris (rad-net) - Kristen Faulkner hat im olympischen Straßenrennen der Frauen für eine Überraschung gesorgt. Nach einer späten Attacke siegte die US-Amerikanerin als Solistin. Liane Lippert konnte im Finale nicht mehr ganz vorne mithalten und wurde 16.
«Mit der Platzierung bin ich nicht zufrieden. Ich hatte einen schwachen Moment, das ist so schade», bedauerte Lippert.
Es dauerte eine Weile, bis sich zu Beginn des 157,6 Kilometer langen Rennens Fahrerinnen absetzen konnten. Zunächst fuhr Nora Jencusova (Slowakei) aus dem Feld davon. Einige Kilometer später setzte ihr Yulduz Hashimi (Afghanistan) nach, kurz darauf auch Rotem Gafinovitz (Israel). Dann lösten sich auch noch Thi That Nguyen (Vietnam), Fariba Hashimi (Afghanistan) und Hanna Tserakh. Nach und nach schlossen sich die Fahrerinnen zusammen, sodass bei noch etwa 110 zu fahrenden Kilometern sechs Frauen vorne lagen. Sie bauten ihren Vorsprung auf rund sechs Minuten aus. Zwischenzeitlich versuchte noch Olga Zabelinskaya (Usbekistan) den Anschluss herzustellen, doch kam nicht wirklich näher und wurde vom Feld wieder gestellt.
Bis 68 Kilometer vor dem Ziel war die Spitzengruppe gemeinsam unterwegs. Dann konnten jedoch einige Fahrerinnen nicht mehr folgen und Tserakh und Fariba Hashimi blieben zu zweit zurück. 47 Kilometer vor dem Ziel wurde aber auch das Duo vom Feld - beziehungsweise das was noch übrig war - gestellt.
Denn kurz zuvor gab es eine teilweise rennentscheidende Situation: In einer Kurve war Chloe Dygert (USA) gestürzt und riss Elise Chabbey (Schweiz) mit. Dadurch wurde ein Großteil des Feldes aufgehalten. Nun lagen Lippert, Faulkner, Elizabeth Deignan, Pfeiffer Georgi, Anna Henderson (alle Großbritannien), Marianne Vos (Niederlande), Elisa Longo Borghini (Italien), Noemi Rüegg (Schweiz), Mavi Garcia (Spanien), Blanka Vas (Ungarn) und Marta Lach (Polen) vorne. Lotte Kopecky (Belgien) konnte als einzige Fahrerin wenige Kilometer später noch aufschließen. Die beiden anderen Deutschen, Franziska Koch und Antonia Niedermaier waren zum Zeitpunkt des Sturzes zu weit hinten positioniert und verloren dadurch den Anschluss.
Die Gruppe blieb lange zusammen. Doch allmählich mussten Deignan und Henderson reißen lassen, nachdem sie viel Führungsarbeit übernommen hatten. Daraufhin war man sich vorne aber nicht mehr richtig einig, was den beiden Britinnen ermöglichte, noch einmal zurückzukehren. Kaum hatten sie wieder aufgeschlossen, attackierte Deignan - und sorgte für eine Vorentscheidung.
Denn mit ihr gingen Vas und Vos mit. Deignan konnte den beiden nur nicht lange folgen, sodass das Duo alleine an der Spitze zurückblieb. Der Rest schien bereits geschlagen zu sein. Als es jedoch das letzte Mal den Montmartre hinaufging, beschleunigte Kopecky aus der Verfolgerinnengruppe, aus der Lippert mittlerweile hatte auch reißen lassen müssen, und machte sich mit Faulkner auf die Verfolgung. Die US-Amerikanerin übernahm einen Großteil der Führungsarbeit.
Drei Kilometer vor dem Ziel schlossen sich die beiden Duos zusammen. Die Situation nutzte Faulkner, griff erneut an und fuhr ihren Mitstreiterinnen, die sich uneinig waren, auf und davon. Auf dem kurzen Weg bis ins Ziel holte sie noch fast eine Minute Vorsprung heraus und siegte souverän. Ihre drei Verfolgerinnen machten die weiteren Medaillen im Sprint aus, wobei sich Vos und Kopecky im Fotofinish Silber und Bronze sicherten, Vas ging leer aus.
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