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Die Neuseeländerin Olivia Ray kritisiert «ideale Körperbilder» im professionellen Radsport. Foto: Rally
20.08.2021 16:37
Olivia Ray über Ideale im Radsport: «Wir hängen am Heiligen Gral eines bestimmten Körpertyps fest»

Minneapolis (rad-net) - Die Neuseeländerin Olivia Ray hat den Umgang mit «idealen Körperbildern» im professionellen Radsport kritisiert. In einem Artikel, der auf der Website ihres Teams Rally Cycling erschien, sprach die Fahrerin jetzt darüber, wie die Idealisierung von Körperbildern immer mehr Überhand gewinne und welche psychischen und physischen Probleme daraus für Sportlerinnen und Sportler resultierten.

«Ich glaube, wir hängen an einem Idealbild fest, dem heiligen Gral eines bestimmten Körpertyps», erklärte Ray in ihrem Beitrag zur Gesundheitsdiskussion des Team-Sponsors Rally. Die 22-Jährige war erst spät zum professionellen Frauen-Peloton gestoßen, nachdem sie sich bis zum Alter von 16 Jahren zunächst auf das Ballett, den Stepp- und Jazztanz konzentriert hatte. Besonders im Ballett, so die Fahrerin, gebe es in Sachen ideales Körperbild viele Parallelen zum Radsport, nachdem im Sport selbst und in den Medien immer wieder derselbe Körpertyp als Tänzerin vorgestellt wurde.

«Wenn man ständig einen speziellen Körpertyp in einem Sport sieht, dann ist es einfach zu denken 'vielleicht sollte ich auch so aussehen' oder sich zu fragen 'warum sehe ich nicht so aus?'», erklärte Ray im Gespräch mit «Cyclingnews» den Druck, den solche Idealbilder verursachen. In ihrem «Body-Positive»-Artikel ging sie sogar noch weiter und beschrieb diese Art des Vergleichens als Kontraproduktiv: «Du kannst nicht jeden Morgen aufstehen und sagen 'Ich hasse es, wie ich aussehe', denn das hilft niemandem.»

Mit ihrer öffentlichen Adressierung möchte Ray nun den vermeintlichen Konflikt zwischen dem idealen Körperbild beziehungsweise Gewichtsverlust und der Kraft und Performance in den Fokus setzen. Gegenüber «Cyclingnews» erklärte die Neuseeländerin, dass es ein feiner Grad zwischen dem Performance-Vorteil durch Gewichtsverlust und der Schädigung der eigenen Gesundheit sei, wobei Frauen und Männer hier gleichermaßen betroffen seien. «Es ist schwierig, diesen Grad zu bestimmen und deshalb wäre es hilfreich, jemanden zu haben, mit dem man über Gewicht und Performance reden kann», forderte Ray. Laut der Fahrerin müsse es innerhalb der Team-Mitarbeiter mehr Experten geben, die den Athleten bei der richtigen Ernährung und Form beratend zu Seite stünden. Zudem müsse ein besonderer Fokus auf den Nachwuchs gesetzt werden, dem man früh einen gesunden Umgang mit Gewicht und Performance beibringen solle.

«Ich denke, es würde dem Radsport guttun, wenn es mehr Durchsetzungsmaßnahmen für die richtige Energieaufnahme gäbe. Das ist schließlich das Wichtigste», führte Ray ihre Überlegung in ihrem Artikel aus. «Die wichtigsten Momente für einen Fahrer sind vor, nach und während dem Rennen und wenn man sich nicht genug Energie zuführt, um das durchzuziehen oder zu wenig Nährstoffe danach aufnimmt, dann fühlt man sich schlecht. Man fühlt sich einfach beschissen und will nicht mehr weiterfahren.»

In Zukunft, so Ray, müsse man sich bei den Fahrerinnen deshalb eher auf Leistung, als auf Ästhetik konzentrieren: «Wir können unsere Leistung nicht dafür opfern, wie wir Aussehen. Viele Leute haben meinen Body-Positive-Beitrag kommentiert und gesagt, dass mehr Mannschaften diese Diskussion führen sollten, da sonst niemand darüber spricht. Je mehr Leute also darüber sprechen, desto besser. Wir alle müssen das nutzen, womit wir geboren wurden, und es gibt nur so viel, was wir an uns selbst ändern können.»

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