Tokio (rad-net) - Mit ihrem Sieg beim Olympischen MTB-Wettbewerb der Frauen hat Jolanda Neff zu ihrer Bestform zurückgefunden. Die Schweizerin feierte in Tokio einen Solosieg vor ihren Landsfrauen Sina Frei und Linda Indergard, die einen schweizerischen Dreifacherfolg perfekt machten.
«Ich bin überglücklich, dass es für uns funktioniert hat. Wir haben alle ein unglaubliches Rennen bestritten. Wenn uns vorher jemand gesagt hätte, dass wir die Plätze eins, zwei und drei belegen würden, hätten wir das nicht geglaubt. Das ist großartig für das ganze Team», freute sich die frisch gebackene Olympiasiegerin gestern im Ziel.
Neff demonstrierte am Dienstag von Anfang an ihre Stärke. Zunächst lag die Fahrerin noch mit ihrer Langzeitrivalin Pauline Ferrand-Prévot (Frankreich) gleichauf, doch nachdem Letztere bereits in der ersten Runde in einem Steingarten am Berg stürzte, schien der Olympiasieg für Neff eine sichere Sache. Die Fahrerin baute ihre Führung aus, sodass sie die letzten beiden Runden des Rennens quasi nur noch im Sattel bleiben musste, um am Ende Olympisches Gold feiern zu können: «Ich gebe zu, dass ich versucht habe auf den letzten beiden Runden nicht zu viel nachzudenken, denn ich wusste, wie groß mein Vorsprung war. Ich habe einfach versucht, die Abfahrten sicher zu bestreiten.»
Dabei hat die Fahrerin einen langen Weg zu den Olympischen Spielen hinter sich. Im Dezember 2019 war die 28-Jährige in North Carolina (USA) schwer gestürzt, wobei sie eine Milzruptur und kollabierte Lunge erlitt. Aufgrund des langen Heilungsprozesses erklärte Neff, von der Verschiebung der Spiele von 2020 auf 2021 profitiert zu haben, da sie im vergangenen Sommer noch nicht auf ihrem jetzigen Leistungsniveau gewesen wäre. «2020 war nicht nur das Jahr nach meinem Sturz, sondern auch das Jahr von Corona. Das hat vieles verändert», erklärte die 28-Jährige. «Es war ziemlich gut für mich, dass die Spiele verschoben wurden. Das hat mir mehr Zeit verschafft, mich komplett zu erholen und zu meiner Stärke zurückzufinden. Aber ich habe die Wettkämpfe vermisst. Es war eine lange Zeit.»
Vor sechs Wochen erlitt die Schweizerin einen weiteren Rückschlag, als sie sich beim Weltcup in Leogang die Hand brach. Doch die Fahrerin war in ihrem Kurs auf Tokio nicht aufzuhalten und trainierte trotz Einschränkungen weiter: «Als ich die Route hier abgefahren bin, bin ich das erste Mal wieder gesprungen. Am Ende des Tages hatte ich immer ein gutes Gefühl bezüglich der Strecke hier, vor allem nach der Testfahrt und ich wollte das Rennen heute einfach genießen.»