Hamburg (dpa) - ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender geht davon aus, noch weitere zwei Jahre von der Tour de France zu berichten. «Stand heute werden wir bis 2011 in der jetzigen Form übertragen», sagte Brender in einem Interview der «Stuttgarter Zeitung».
Es gebe in dem bestehenden Vertrag zwar «durchaus Hebel, um vorzeitig auszusteigen. Zum Beispiel, wenn nicht ernsthaft gegen Doping vorgegangen wird, nicht richtig kontrolliert wird und Ähnliches, allerdings ist das natürlich rechtlich sehr schwierig», sagte Brender. ARD und ZDF übertragen nach den jüngsten Dopingfällen im Radsport in «konzentrierter Form» von der 96. Frankreich-Rundfahrt. Nur die letzten 30 Minuten einer Etappe sind live zu sehen.
Die ausländischen Sender hätten auf das deutsche Verhalten kritisch reagiert. «Wir ernten europaweit sehr großes Unverständnis für unsere Reaktion, obwohl auch bei den französischen Sendern langsam ein Umdenken stattfindet. In Italien und Spanien ist man dagegen offensichtlich noch nicht bereit, Zweifel am sportlichen Wert des Radsports zu erkennen», sagte der ZDF-Chefredakteur. «Ganz augenscheinlich hat man dort kein allzu großes Problem mit Doping.»
2007 waren ARD/ZDF nach dem Dopingfall Patrik Sinkewitz aus der Live-Übertragung ausgestiegen. Ein kompletter Ausstieg aus dem bis 2011 befristeten Dreijahresvertrag war nach genauer rechtlicher Prüfung aber nicht möglich. Es gibt einen TV-Vertrag des Tour- Veranstalters Amaury Sports Organisation (ASO) und der Europäischen Rundfunk Union (EBU), der auch ARD und ZDF angehören.
Für die diesjährige Auflage habe man kein Ausstiegsszenario, bekräftigte Brender. «Es bringt nichts, Ausstiegsszenarien vorher öffentlich anzukündigen. Wenn entsprechendes passiert, werden wir entsprechend reagieren», sagte Brender. «Aber ich halte nichts davon, vorher über diesen oder jenen Fall zu spekulieren.» Ähnlich hatte sich zuvor auch schon ARD-Teamchef Roman Bonnaire geäußert.
Auf die Frage, ob er sich auf die Tour freue, antwortete Brender: «Sagen wir so: Ich würde mich sehr freuen, wenn wir die nächsten Wochen zu einem guten Ende ohne Schrecken bringen. Ein bisschen Bauchschmerzen, das gebe ich zu, habe ich.»