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24.09.2005 22:06
WM-Eindrücke der U23 Nationalmannschaft

Madrid (rad-net) - Die U23-Nationalmannschaft des BDR war bei der WM das jüngste U23-Team. Beim Zeitfahren blieben sie unter ihren Möglichkeiten und eigenen Erwartungen – beim Straßenrennen überraschten sie durch einen vierten Platz durch Carlo Westphal. Nach ihren Wettkämpfen setzen sie sich im Mannschaftshotel zusammen und fassten ihre Eindrücke der Weltmeisterschaft zusammen:

"Abhaken"

Unseren ersten prägenden Eindruck von der diesjährigen WM-Stadt Madrid bekamen wir aus 1500 Meter Höhe beim Landeanflug. Karge Wüstenlandschaft soweit das Auge reichte. Sollte in diesem Jahr zu den üblichen WM Strapazen auch noch die Hitze hinzukommen?

Wir verließen den Flughafen in einem großen Fahrzeugkonvoi - unser Bus war vollgepackt bis unter´s Dach. Das 4 Sterne Hotel entsprach unseren Erwartungen. Die Motivation für die kommende Woche und die damit verbundenen sportlichen Aufgaben ist bei uns sehr hoch.

Da der Zeitfahr-Wettbewerb drei Tage vor dem Einer-Straßenrennen der U23 lag, galt uns (Paul Martens, Tony Martin) in der Anfangszeit der Schwerpunkt der Betreuung durch Bundestrainer Peter Weibel unserem Mechaniker Bernd Fischer und Masseur Klaus Liebold.

Bei der ersten einstündigen Ausfahrt am selben Tag stellte sich heraus, dass der angebliche „Rollerkurs“ wesentlich schwerer ist als erwartet. Der unrhythmisch zu fahrende Kurs beinhaltet zwei sehr schwer einzuschätzende Anstiege pro Runde. Zwei Runden mussten wir Mittwoch bewältigen. Die Frage war nur wie...

Am wichtigsten Tag der Saison wachten wir um 8 Uhr auf und gingen wie jeden Tag zum Frühsport. Doch in unseren Köpfen war gar nichts wie immer. Nervosität beherrschte unser Tun und Handeln. 
Wie würden wir diesen anspruchsvollen Kurs bewältigen? Lieber ruhig angehen und sich hinten raus steigern, oder doch die Brechstange herausholen? Top 10 sollte unser Ziel sein.

Durch unser Standard-Warmfahrprogramm 90 Minuten vor dem Start versuchten wir Routine und Ablenkung in die Endvorbereitung zu bekommen. Noch auf der Startrampe stehend, verspürten wir Hoffnung und Motivation. Doch schon nach wenigen Kilometern merkten wir, dass unsere Beine nicht das hergaben was wir uns vorgenommen hatten. Die befürchtete Hitze tat dann noch ihr Übriges. Die Zwischenzeiten spiegelten nach neun Kilometer dieses Gefühl wieder: 30 sec Rückstand! Diese Differenz vergrößerte sich von Kilometer zu Kilometern immer weiter. Die Form der vergangenen Wochen schien wie fortgeblasen. Das niederschmetternde Endergebnis war nach 37,9 km Platz 17 (Paul Martens) mit 2:19 min Rückstand und ein 28. Platz (Tony Martin) mit 2:50.49 min Rückstand.

Unsere Gefühlslage war nach dem Rennen nicht in Worte zu fassen. Nach einigen Stunden der Besonnenheit galt es dieses Ereignis als Erfahrung für die Zukunft abzuhaken.

Euer Paul Martens und Tony Martin

"WM-Titel war Motivation"

Bei uns Straßenfahrern (Sebastian Schwager, Stefan Schäfer, Carlo Westphal, Gerald Ciolek und Alexander Gottfried) begann am Mittwoch die heiße Phase der Vorbereitung mit 110 km Radtraining, davon 4 x 5 km Spitzenbelastung. Am Freitag war dann die erste Besichtigung des Kurses im großen Konvoi mit allen anderen Teams. Dabei konnten uns einen Eindruck von der Strecke machen, die doch nicht der angekündigte Sprinterkurs zu sein schien.
Am Abend hatten wir eine Pressekonferenz mit Vertretern der heimischen Presse. Anschließend wurde bei der Teambesprechung mit Bundestrainer Peter Weibel die Taktik für das Rennen besprochen.

Am Samstag war die Nervosität dann bei allen schon beim Frühsport zu spüren. Schweigend verlief die Fahrt im Mannschaftswagen zum T-Mobile-Bus der am WM-Kurs stand. Hier konnten wird das WM-Finale der Frauen und den Sieg von Regina Schleicher verfolgen. Das war natürlich Motivation und gab uns große Zuversicht für das Rennen. Gestärkt gingen wir in die Warmfahrphase.

Das Rennen verlief wie es in der Besprechung mit dem Bundestrainer angedeutet wurde und wir konnten immer gut das auf das Geschehen reagieren. In den letzten Runden, insgesamt mussten wir acht Runden á 21 km fahren, wurde das Feld immer wieder in einzelne Gruppen gesprengt und wir konnten mit Gerald Ciolek und Sebastian Schwager stets mitgehen. In der letzten Runde gelang es dann Carlo Westphal die entscheidende Gruppe zu erwischen. Im Hauptfeld hielten wir die Angreifer im Zaum.

Von der letzten Position konnte Carlo in einem fulminanten Schlussspurt den Sprint seiner Gruppe gewinnen und erzielte einen hervorragenden vierten Platz. Sebastian Schwager, der Gerald Ciolek den Sprint noch anfahren wollte, wurde durch einen stürzenden Franzosen behindert und kam selbst noch zu Fall. Seine Helferrolle konnte er dadurch nicht mehr wahrnehmen. Gerald belegt den 17. Platz, Alexander den 34. Platz.

Nun ist es 21:30 Uhr und wir gehen jetzt mit den WM-Mädels den Sieg von Regina Schleicher feiern.

Euer Sebastian Schwager, Stefan Schäfer, Carlo Westphal, Gerald Ciolek und Alexander Gottfried


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