Bochum (rad-net) - Fabian Wegmann hat sechs Tage vor dem Start der Tour de France in Bochum Radsport-Geschichte geschrieben. Durch einen erfolgreichen Angriff gut acht Kilometer vor dem Ziel hat sich der 28 Jahre alte Radprofi wie im Vorjahr als Solist den Titel des Deutschen Meisters gesichert und damit als erster Fahrer seit Hans Neumeyer vor 26 Jahren seinen Titel als Deutscher Meister auf der Straße verteidigt, wie es zuvor bei den Frauen schon Luise Keller gelungen war.
Noch zwei Sekunden rettete Wegmann am Ende ins Ziel, nachdem er sich allerdings schon gut 100 Meter vor dem Ziel aufgerichtet und die Hände jubelnd in den Himmel über Bochum gestreckt hatte. Damit darf er nun ein weiteres Jahr im Trikot des Deutschen Meisters fahren. „Perfekt dann erkennt mich meine Freundin Johanna bei der Tour de France im Feld immer auf Anhieb“, so Wegmann nach dem Erfolg auf der 19,1 Kilometer langen Runde, an der nach großzügigen Schätzungen der Veranstalter zum Finale 200.000 Besucher für Stimmung gesorgt haben sollen. „Ich bin jetzt fix und fertig, aber die Titelverteidigung war ein großer Traum von mir“, so Wegmann.
Im Sprint der verbliebenen Verfolger auf der schon von Herbert Grönemeyer besungenen Königsallee in Bochum holte Altmeister Erik Zabel vom Team Milram zehn Jahre nach seinem letzten Titel mit Silber einmal mehr Edelmetall. Bronze ging an Top-Sprinter Gerald Ciolek vom Team High Road, der damit kurz vor dem Start der Tour de France nochmals seine Top-Form präsentierte.
„Ich hatte mir viel vorgenommen, auch wenn ich wusste, dass es schwer wird. Aber ich habe gesehen, dass Ciolek und Zabel heute sehr sehr stark sind, habe ich am letzten Berg alles auf eine Karte gesetzt und mir gedacht, jetzt oder nie. Mittendrin hatte ich dann zwar Angst, dass es doch zu viel und zu schwer wird, aber es hat ja im Endeffekt gereicht“, so ein überglücklicher Sieger nach 5:14:02 Stunden, in denen Wegmann mit einem Schnitt von 40,1 Kilometern pro Stunde unterwegs war. „Das gibt Motivation für die anstehende Tour de France“, so Wegmann.
Gleichzeitig dürfte Wegmann damit auch seine Olympia-Nominierung sicher haben. „Ich habe auf jeden Fall gezeigt, dass ich bei Eintagesrennen ein guter Mann bin, jetzt hoffe ich natürlich, dass ich in Peking auch dabei bin. Das ist ein absoluter Traum von mir, bei Olympischen Spielen zu starten.“
An seinen Erfolg geglaubt hatte Wegmann erst wenige Meter vor Schluss: „Die letzten zehn Kilometer habe ich nur noch nach vorne geschaut, mich einfach nicht mehr umgedreht. Einen Kilometer vor dem Ziel habe ich noch gedacht, es reicht nicht. Aber ich habe weiter alles gegeben. Bei der 400-Meter-Marke kam dann die Erlösung. Da wusste ich, dass es langt“, so Wegmann.
Erik Zabel, neben Christian Knees zweiter Kapitän des Teams Milram, war dagegen weniger zufrieden: „Als die erste Gruppe mit Martin Müller weg war hat das Feld zunächst nicht reagiert. Ich hatte für Martin gehofft, dass die Spitzengruppe weiter weg kommt. Dann hätte er vielleicht eine Chance gehabt. Nach der Attacke von Fabian Wegmann mussten Christian Knees und ich mitgehen. Leider waren wir im Finale ziemlich auf uns alleine gestellt und es hat zum Sprint nicht mehr ganz gereicht“, so der Sprinter aus Unna.
Vierter wird in Bochum der WM-Dritte Stefan Schumacher, Fünfter Deutschland-Tour-Sieger Jens Voigt, auf den weiteren Plätzen Björn Papstein, Christian Knees und mit gut 20 Sekunden Abstand auf die Gruppe Marcus Burghardt auf Platz acht. An der Spitze des ersten kleinen Feldes wird Paul Voß Neunter, Zehnter Andreas Schillinger.
Für das drittklassige Team 3C ein Top-Ergebnis. „Das war klasse“, so Team-Manager Holger Sievers, nachdem sich seine Mannschaft in allen Spitzengruppen gezeigt hatte.
Nach der fünften von elf Runden durch Bochum hatte sich zunächst eine zuerst acht-, dann zehnköpfige Spitzengruppe gebildet, die das Rennen bis kurz vor dem Finale dominierte. Lange Zeit sah es damit sogar nach einem Überraschungsmeister aus, aber auf den letzten Runden formierte sich eine Verfolger-Gruppe, in der alle Favoriten fuhren. 21 Kilometer vor Schluss wurde das letzte dreiköpfige Überbleibsel der Ausreißer-Formation schließlich von einer 20-köpfigen Spitzengruppe gestellt. Daraus formierte sich die entscheidende Kopfgruppe, aus der Wegmann seinen Angriff startete.
Für das Team Gerolsteiner vielleicht nochmals ein gutes Signal. Für Dienstag hat Teamchef Hans-Michael Holczer eine interne Besprechung angekündigt, „dann werden wir am Mittwoch oder Donnerstag eine Entscheidung verkünden“, sagte der Teamchef am Rande der Titelkämpfe. Gerolsteiner beendet nach über zehn Jahren Partnerschaft zum Ende des Jahres sein Engagement bei der Mannschaft von Holczer.
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