Bad Wiessee (dpa) - In den Schweizer Bergen will sich Radprofi Jan Ullrich auch in diesem Jahr den letzten Schliff für die Tour de France holen.
Eine knappe Woche nach seinem Ausstieg beim Giro d'Italia gab Ullrich bekannt, dass er die Tour de Suisse vom 10. bis 18. Juni als Generalprobe für die Tour de France bestreiten wird. Bei der Schweiz-Rundfahrt wird auch der lange verletzte Andreas Klöden am Start sein, der Ullrich ab dem 1. Juli in Straßburg zum ersehnten zweiten Tour-Sieg nach 1997 verhelfen soll. Klöden war 2004 Zweiter in Frankreich geworden, Ullrich hatte zuvor die Tour de Suisse gewonnen.
«Natürlich hat auch eine Rolle gespielt, dass ich diese Rundfahrt schon öfter mit gutem Erfolg bestritten habe und ich mich dort sehr wohl fühle», sagte Ullrich, dessen erneuter Start in der Schweiz nicht überraschend kommt. «Jan hat vier Renntage mehr als bei der Asturien-Rundfahrt. Er wird beim weiteren Formaufbau von der härteren Tour de Suisse profitieren», erklärte Team-Manager Olaf Ludwig von Ullrichs T-Mobile-Mannschaft.
Da neben dem im Frühjahr starken Patrik Sinkewitz auch der dreimalige Zeitfahr-Weltmeister Michael Rogers aus Australien ab dem 10. Juni in Baden die Schweizer Berge in Angriff nehmen wird, tritt der Bonner Rennstall dort mit einem Star-Aufgebot an. Dem Start in der Schweiz fällt dafür die Besichtigung einiger Alpen-Etappen der Tour de France zum Opfer. Auch Rogers hatte zunächst einen Einsatz bei der Asturien-Rundfahrt geplant, disponierte nach seinem Aus beim Giro aber um. Nach einer Behandlung an der Uniklinik Freiburg hat Rogers inzwischen seine Zahnschmerzen vom Giro überwunden.
Ullrich hatte in Italien zuletzt über Rückenschmerzen und neuerliche Kniebeschwerden geklagt. Im bayerischen Bad Wiessee will er mit Hilfe gezielter Physiotherapie-Einheiten seinen Muskelapparat gezielt stärken. «Zur Zeit bin ich bei 80 Prozent meines Leistungsvermögens. Wenn ich bis zur Tour 95 Prozent erreichen kann, ist alles möglich», sagte Ullrich, dessen Tochter am 1. Juli - dem Tag des Tour-Prologs - Geburtstag hat.
Trotz des überlegenen Giro-Siegs des Italieners Ivan Basso, der damit auch Favorit in Frankreich ist, hält Ullrich den Ausgang der «Großen Schleife» nach dem Rücktritt von Lance Armstrong für so offen wie lange nicht mehr. «Die Stärke der Gegner ist ganz schwer einzuschätzen», meinte er, «ich werde von Anfang an jede Chance auf das Gelbe Trikot nutzen.»