Bad Dürrheim (rad-net/dpa) - Marco Brenner (Tudor) hat bei der Deutschen Straßen-Meisterschaft in Donaueschingen und Bad Dürrheim für eine kleine Überraschung gesorgt. Der 21-Jährige sicherte sich als Solist den Titel und ließ die favorisierten Bora-hansgrohe-Profis hinter sich.
Schon nach rund 25 Kilometern fiel - unerwartet - die Vorentscheidung. Brenner hatte sich gemeinsam mit den beiden Bora-hansgrohe-Profis Florian Lipowitz und Ben Zwiehoff, Tim Torn Teutenberg (Lidl-Trek Future Racing) und Kim Heiduk (Ineos Grenadiers) vom Feld gelöst. Lange betrug der Abstand nur rund zwei Minuten, doch allmählich wurde die Lücke größer, denn das Feld dezimierte sich nach und nach und immer weniger Fahrer konnten hinten die Nachführarbeit leisten.
In der Verfolgung zeigten sich in der ersten Rennhälfte Nils Politt (UAE-Team Emirates), Georg Zimmermann (Intermarché-Wanty) und Jonas Rutsch (EF Education-EasyPost), die ohne Teamunterstützung als Einzelstarter ins Rennen gegangen waren, sehr offensiv. Politt konnte zwischenzeitlich beim Anstieg nach Aasen eine kleine Lücke zum Feld reißen lassen, nur Zimmermann und Maximilian Schachmann vom mit acht Fahrern zahlenmäßig vorne am stärksten vertretenen Team Bora-hansgrohe konnten folgen, aber wenig später schloss auch der Rest des Feldes wieder auf. Dann probierten es unter anderem Jonas Rutsch, Felix Engelhardt (Jayco-AlUla), Zimmermann, Juri Hollmann (Alpecin-Deceuninck) und Jonas Koch (Bora-hansgrohe) ab. Nico Denz (Bora-hansgrohe) versuchte aufzuschließen, scheiterte allerdings. Und auch die Fünf schafften es nicht nach vorn.
Schließlich wurde es immer deutlicher, dass das Quintett wohl die Medaillen unter sich ausmachen würde. Schon bei der vorletzten Überfahrt des Anstiegs hinauf nach Öfingen attackierte Brenner und setzte sich mit Lipowitz von seinen Mitstreitern ab. Als das letzte Mal der Berg in Aasen auf dem Programm stand, beschleunigte Brenner abermals und konnte dieses Mal auch Lipowitz abschütteln.
Mit 55 Sekunden Vorsprung überquerte Brenner den Zielstrich vor Lipowitz. Heiduk entschied den Sprint um Bronze gegen Zwiehoff mit 2:34 Minuten für sich. Teutenberg kam mit rund drei Minuten Rückstand als Fünfter ins Ziel. Die nächsten Verfolger hatten fünf Minuten und mehr Rückstand.
Für Brenner, der einst WM-Bronze bei den Junioren geholt hatte, war es der größte Erfolg seiner Karriere. Der Augsburger hatte erst zuletzt mit dem 19. Gesamtrang bei der Tour de Suisse überzeugt, im März war ihm außerdem der erste Profisieg bei der Rundfahrt Settimana Internazionale Coppi e Bartali in Italien gelungen. Bei der Tour de France muss Brenner aber zuschauen, sein Schweizer Tudor-Team hat für die Rundfahrt keinen Startplatz.
«Das war sehr speziell. Es braucht noch ein bisschen, bis ich das realisiere. Das ist ein Mega-Gefühl. Ich bin froh, dass es so früh schon geklappt hat», sagte Brenner beim SWR und fügte hinzu: «Ich habe alles versucht, alles riskiert. Ich bin früh in eine Gruppe gegangen. Ich habe gemerkt, dass ich am Berg einer der Stärksten bin. Ich habe auf den perfekten Moment auf der Schlussrunde gewartet.»
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