St. Anton (dpa) - Der 23-jährige Patrick Sinkewitz hat bei der Deutschland-Tour Jan Ullrich in den Schatten gestellt. Sinkewitz gewann nach 166,6 km von Wangen im Allgäu nach St. Anton in Österreich die erste schwere Bergetappe der Tour.
Der für die belgische Quick-Step-Mannschaft fahrende Radprofi aus Fulda übernahm das Gelbe Trikot von Michael Rich aus Emmendingen. «Das ist der größte Erfolg meiner Laufbahn. Ich danke allen, die mich dazu motiviert haben - besonders meiner Mutter», sagte der überglückliche Sieger im Ziel der 3. Etappe.
Ullrichs zweiter Härtetest nach seinem zweiten Platz im Zeitfahren zum Auftakt in Karlsruhe verlief nicht so glänzend. «Ich habe versucht, zum Schluss mitzugehen. Aber da fehlt mir noch ein bisschen. Aber wir haben Klöden vorne mit dabei. Trotzdem bin ich mit mir zufrieden», sagte Ullrich, der das Ziel am Fuß des 1793 Meter hohen Arlbergs mit 1:14 Minuten Rückstand auf Sinkewitz als Zwölfter erreichte. Sinkewitz, auch bester Bergfahrer, führt das Gesamtklassement jetzt mit elf Sekunden vor dem Tschechen Jan Hruska und Ullrich (18 Sekunden zurück) an.
Von den gefürchteten Wetter-Kapriolen blieben die 125 Fahrer weitgehend verschont. Mehr als die Hälfte des Tages schien die Sonne und als der Schlussanstieg auf den 1793 Meter hohen Arlberg, zum Teil 12 Prozent steil, in Angriff genommen wurde, hatte sich die Regenfront vom Vormittag verzogen. Die Abfahrt war zwar noch zum Teil regennass, aber das Thermometer zeigte auf dem Gipfel schon wieder erträgliche acht Grad Celsius. T-Mobile-Kapitän Ullrich, dem es eigentlich nicht heiß genug sein kann, manifestierte dennoch erneut seinen Formanstieg im Hinblick auf die in einem Monat beginnende Tour de France. Auch, wenn zum Schluss sein Griff nach Gelb scheiterte.
«Bei seinem ersten Härtetest beim Zeitfahren hat er mich bei seinem zweiten Rennen nach der langen Trainings-Phase sehr überrascht. Auch der Testlauf in den Bergen verlief positiv. Wir sollten jetzt mit den Erwartungen an ihn nicht übertreiben. Wir haben für den weiteren Aufbau noch Zeit», sagte sein Betreuer Rudy Pevenage, der als «Fernseh-Experte» die Deutschland-Tour begleitet. Im Mannschaftswagen des T-Mobile-Teams ist nach wie vor kein Platz für den früheren Telekom-Teamchef. Auf die selbe Art wird Pevenage die Tour de France begleiten und seinen Schützling nur vor und nach den Etappen sprechen können.
An der zweiten von drei Steigungen des Tages hatte sich eine 46-köpfige Gruppe vom Feld abgesetzt. In ihr fuhren bis auf Alexander Winokurow alle Top-Fahrer. Der Olympia-Zweite aus Kasachstan, 2001 Gewinner der Deutschland-Tour, war erst kurz vor Beginn der Rundfahrt aus seinem zweiten Höhentraining dieses Jahres aus Teneriffa gekommen. Deshalb war sein «Einbruch» fast programmiert. «Schon bei der Tour de Suisse wird es besser laufen. Seine Saisonhöhepunkte sind die Tour de France und Olympia. Deshalb ist heute bei ihm noch nicht gefragt, dass er sich auspowert», erklärte Lothar Heinrich, Teamarzt bei T-Mobile.
Wangen - St. Anton (170 km)
Rang | Name | Zeit |
1. | Patrik Sinkewitz (Fulda) | 4:31:06 Std. |
2. | Francisco Mancebo (Spanien) | gleiche Zeit |
3. | Pieter Weening (Niederlande) | + 0:25 Min. |
4. | Andreas Klöden (Berlin) | gleiche Zeit |
5. | Igor Gonzalez de Galdeano (Spanien) | gleiche Zeit |
6. | Jan Hruska (Tschechien) | + 0:47 |
7. | Jens Voigt (Berlin) | gleiche Zeit |
8. | Timothy Jones (Simbabwe) | gleiche Zeit |
9. | Sergio Marinangeli (Italien) | + 1:05 |
10. | Davide Rebellin (Italien) | + 1:14 |
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12. | Jan Ullrich (Scherzingen) | gleiche Zeit |
Stand nach der 3. Etappe
Rang | Name | Zeit |
1. | Patrik Sinkewitz (Fulda) | 9:00:34 Std. |
2. | Jan Hruska (Tschechien) | + 0:11 Min. |
3. | Jan Ullrich (Scherzingen) | + 0:18 |
4. | Igor Gonzalez de Galdeano (Spanien) | gleiche Zeit |
5. | Jens Voigt (Berlin) | + 0:23 |
6. | Andreas Klöden (Berlin) | + 0:49 |
7. | Francisco Mancebo (Spanien) | +1:00 |
8. | José Ivan Gutierrez Palacios (Spanien) | + 1:12 |
9. | Davide Rebellin (Italien) | + 1:37 |
10. | Pieter Weening (Niederlande) | + 2:05 |