Hamburg (dpa) - Rudolf Scharping, Präsident des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR), hat schärfere Gesetze gegen Dopingsünder und ihr gesamtes Umfeld gefordert. Der Bundestag müsse «unbefangen prüfen», wie man an die Hintermänner des Dopings, Mediziner und Geschäftemacher, herankomme.
Dies sagte der frühere SPD-Politiker im Deutschlandradio Kultur. Scharping begrüßte die harten Sanktionen der Teamleitung und des Sponsors T-Mobile gegenüber dem von seinem Rennstall gekündigten Jan Ullrich als «vorbildlich». Zugleich verteidigte der BDR-Präsident die Dopingkontrollen im Radsport: «Keine Sportart kontrolliert so engmaschig.»
Das Zerschlagen der Doping-Netzwerke sei von zentraler Bedeutung, wie der Fall in Spanien gezeigt habe. Das gelinge aber nur, erklärte Scharping, wenn man bei schwerwiegendem Verdacht auch Filmbeweise, SMS oder Telefonate sichern dürfe. Die Möglichkeiten in Deutschland auf der Grundlage des Arzneimittel- und Betäubungsmittelgesetzes reichten dazu nicht aus, meinte Scharping. Es sei «dringlich» zu handeln und harte Sanktionen anzudrohen.
Scharping verteidigte die bisher üblichen Dopingkontrollen im Radsport. "Keine Sportart kontrolliert so engmaschig", sagte der Verbandspräsident. Zudem würden gedopte Fahrer für zwei Jahre ganz gesperrt und für weitere zwei Jahre von Profi-Teams ausgeschlossen. Das bedeute für diejenigen, die Ende zwanzig oder älter seien, das Ende der Karriere - so auch für Jan Ullrich. Scharping lehnte es aber als "übertrieben" ab, auch im Amateurbereich flächendeckend auf Doping zu kontrollieren. Man dürfe nicht zehntausende engagierte ehrenamtliche Sportler unter Generalverdacht stellen.
Eine grundsätzliche Senkung der Anforderungen bei der Tour de France lehnte Scharping ebenfalls ab. "Der Mensch ist zu Ausdauerleistungen fähig, von denen der Normale nicht glaubt, dass das gehen könnte", sagte Scharping. Das zeige auch der Blick auf andere Ausdauersportarten wie Marathon, Skilanglauf oder Triathlon.
Der frühere Verteidigungsminister forderte zudem generelle Blut- und Gentests bei Hochleistungssportlern. «Ich würde noch weiter gehen. Es müssen auch Proben aufgehoben werden», sagte Scharping. So könnten auch nachträglich Nachweise über noch unbekannte Dopingmethoden geführt werden. Scharping kündigte eine Initiative mit Sportverbänden, Teamleitungen, Veranstaltern und Sponsoren an, um einen Kodex für Anti-Doping-Maßnahmen zu erarbeiten.
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