Fréjus (rad-net) - Der Schweizer Nicola Rohrbach (goldwurstpower.ch-Felt) hat erstmals das Cross-Country-Rennen des Roc d’Azur gewonnen. Rohrbach bezwang den
Marathon-Sieger Daniel Geismayr (Centurion-Vaude) und Titelverteidiger Jordan
Sarrou (BH-Sr Suntour-KMC). Die WM-Dritte Pauline Ferrand Prevot (Canyon-Sram)
dominierte das Damen-Rennen und gewann vor Sabrina Enaux (Specialized und Lena
Gerault (BH Sr Suntour-KMC).
«Endlich mal ein Knüller.» Nicola Rohrbach musste lachen. Die großen
Erfolgserlebnisse waren in dieser Saison noch nicht so zahlreich gewesen, nicht
selten auch wegen Defekten. So wie etwa am Freitag, als er in führender Position
beim Marathon einen Reifen-Defekt hatte und dann später noch einen. Am Ende war
dann Daniel Geismayr der Sieger und der Österreicher zeigte auch am zwei Tage
später wieder seine glänzenden Verfassung.
Er war bereits in der ersten fünfköpfigen Ausreißer-Gruppe mit dabei, genauso
wie Vorjahres-Sieger Jordan Sarrou. Dagegen gehörte Nicola Rohrbach nur zur
zweiten Gruppe, gemeinsam mit Lukas Flückiger, Titouan Carod (beide BMC Racing),
sowie der Italiener Tony Longo und auch noch Jochen Käß (Centurion-Vaude).
Am zweiten Anstieg fiel Lars Forster zu den Verfolgern zurück, doch vor dem
zuschauerträchtigen Col de Bougnon gelang es Rohrbach und Gefährten in einer
flacheren Passage die Lücke zur Führungsgruppe zu schließen.
Es war dann Jordan Sarrou, der im Anstieg zum Col de Bougnon das Tempo
verschärfte. Die Gruppe halbierte sich auf fünf Fahrer und am letzten Anstieg
war es dann Daniel Geismayr, der Druck machte. Sarrou ging mit, Rohrbach bekam
eine Lücke von rund 10 Sekunden und Lukas Flückiger musste komplett abreißen
lassen. Rohrbach gelang es jedoch in der nächsten Minute das Loch wieder zu
schließen, so dass sich ein Spitzentrio formierte, das den Sieg unter sich
ausmachen sollte.
Geismayr und Rohrbach sind weder Teamkollegen noch Landsleute, aber sie haben
das Cape Epic gemeinsam bestritten. Auf den fast flachen letzten zehn Kilometern
war es erst Daniel Geismayr, der einen Angriff startete. Sarrou versuchte
hinterher zu gehen und Rohrbach wollte seinem Cape-Epic-Kollegen nicht
hinterherfahren. Er verhielt sich passiv. «Sarrou ist dann eine Minute mit einem
Zehn-Meter-Loch dem Dani hinterher gefahren. Das hat ihn wohl ziemlich kaputt
gemacht», erzählte Rohrbach später.
Als es zum Zusammenschluss kam, setzte der Schweizer eine schulmäßige
Konter-Attacke. Damit war die Grundlage für seinen ersten Roc d’Azur-Sieg gelegt
– nach Rang zwei im Jahr 2015.
«Ich hatte super Beine, wie auch schon am Freitag. Der Sieg heute entschädigt
für das Pech vom Marathon», freute sich Rohrbach, der nach 2:10:18 Stunden mit
15 Sekunden Vorsprung gewinnen konnte.
Geismayr gelang es dann «mit einem langen Sprint» auch noch Sarrou
abzuschütteln und sich nach dem Sieg vom Freitag noch einen zweiten Platz zu
holen, neun Sekunden vor dem Franzosen.
«Es ist perfekt gelaufen», meinte Geismayr, «ich habe nach dem Marathon nicht
gedacht, dass ich noch mal um den Sieg mitfahren könnte, es war schon
überraschend, dass ich so weit vorne war. Wir haben dann schon ein bisschen
zusammengeholfen. Als Nicola attackiert hat, habe ich auch nicht nachgeführt.
Für mich war es auf jeden Fall ein super Wochenende.»
Jochen Käß: Mit einem lachenden und weinenden Auge
Hinter dem Trio war es Reto Indergand, der sich Platz vier holen konnte, vor
Jochen Käß (Centurion-Vaude), der als bester Deutscher nach Rang vier vom
Freitag diesmal guter Fünfter werden konnte. Käß hatte am Col de Bougnon den
Anschluss verloren, in der Flachpassage am Strand aber den Anschluss an eine
Dreier-Gruppe mit Lukas Flückiger, Tony Longo, sowie einem Spanier noch mal
herstellen können. Während der Spanier stürzte, gewann Jochen Käß den Sprint um
Rang fünf.
«Ich sehe es mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Die Grundform ist
sehr gut, sonst wäre ich nach zwei Wochen fast ohne Training nicht so weit vorne
gelandet. Aber ohne die Krankheit hätte ich vermutlich auch ganz vorne mitfahren
können. Wenn mir allerdings vorher jemand einen vierten und einen fünften Platz
angeboten hätte, wäre ich damit sehr zufrieden gewesen», erklärte Käß.
Bulls-Duo schließt zu Verfolgergruppe auf
Simon Stiebjahn (Team Bulls) verpasste erst mal den Anschluss an die
Spitzengruppe, lag dann aber mit Rohrbach und Flückiger in der
Verfolger-Formation. Im zweiten Anstieg musste der Deutsche Vize-Meister im
Marathon seine Mitstreiter allerdings ziehen lassen.
In der letzten Abfahrt schloss Team-Kollege Martin Frey von hinten auf und
gemeinsam gelang es dem Bulls-Duo an die Fünfer-Gruppe vor ihnen heran zu
fahren. Der Deutsche Sprint-Meister spielte im Finish seine Qualitäten aus und
wurde Zehnter.
«Die Spritzigkeit hat heute gefehlt, aber zum Abschluss ist das noch mal
okay. Das Feld war ja prominent besetzt», erklärte Simon Stiebjahn. Martin Frey
wurde Sprint der Gruppe «Dritter oder Vierter», also 13. oder 14. (Ergebnisse
lagen auch vier Stunden nach Renn-Ende noch nicht vor) und ließ dabei einige der
prominenten Namen hinter sich. «Ich war erst mal nur so 40. Am ersten Berg bin
ich dann mit Absalon vorgefahren, das war cool. Irgendwann bin ich zu Lakata
aufgefahren und habe den dann im Downhill abgehängt. Ich bin auf jeden Fall
zufrieden», meinte Martin Frey.
Deutsche Nachwuchs-Biker auf dem Podest
Im Rennen der männlichen U17 verlor der Deutsche Meister Noah Neff (German
Technology Racing) das Rennen erst im Sprint einer Vierergruppe gegen den
Franzosen Arnaud De Lie. Zeitgleich auf Platz drei: Markus Eydt (Stevens MTB
Racing).
Bei den Juniorinnen siegte Vize-Weltmeisterin Loana Lecomte aus Frankreich
vor ihrer Landsfrau Ilona Peltier und der Belgierin Emmeline Detillieux.
Schnellste U17-Fahrerin im Feld war Emma Eydt (Stevens MTB Racing), die 1:02
Minuten langsamer war als Juniorin Lecomte (42:56). Kira Böhm (Walcher Racing
Team) kam als Gesamt-Achte ins Ziel (+2:08), zwei Positionen und 21 Sekunden vor
Jugendmeisterin Franka Durst (Gonso-Simplon).