Angers (dpa) - Lance Armstrong und der französische Teamchef Roger Legeay müssen sich gegen neue Doping-Anschuldigungen wehren. Ehemalige Radprofis erhoben in französischen Zeitungen zum Teil schwere Vorwürfe.
Philippe Gaumont, der im Zuge der Ermittlungen gegen das Cofidis-Team nach seinem Geständnis im Mai entlassen wurde, unterstellte Armstrong und dessen Team indirekt Doping. «Wenn ich die Ergebnisse vom Team-Zeitfahren sehe, kann ich nur lachen. Schön, dass die Tour dopingfrei ist und dass das Siegerteam US Postal mit über 53 Stundenkilometer gefahren ist - das ist lächerlich», sagte der Ex- Profi in der «Le Monde» ironisch.
Eric Boyer, 1988 Fünfter der Tour de France und früher Mitglied im Team des dreifachen Toursiegers Greg LeMond (USA), beschuldigte seinen früheren Teamchef Roger Legeay, Fahrer zum Doping angestiftet zu haben. «Er war nie zufrieden mit uns. Er beschimpfte uns: Ihr seit Nullen. Ein Mal ärgerte er sich über unsere Leistungen und sagte: Es ist Zeit, eure Kanonen zu laden», berichtet Boyer in einem Interview mit der «L'Equipe». Legeay, noch bei Crédit Agricole im Amt, hatte erklärt, im französischen Radsport gehe «alles sauber» zu. Er selbst habe als Fahrer nie gedopt oder später dazu aufgefordert.
Boyer behauptete weiter, Legeay sei als Aktiver 1974 positiv auf Amphetamine getestet worden. Der Ankläger selbst räumte ein, Doping- Erfahrungen nur mit «Kortekoiden gegen Asthma» gemacht zu haben. Boyer: «An EPO, wovon ich 1989 zum ersten Mal hörte, habe ich mich nicht rangetraut.» Laut Boyer hatte das abrupte Karriereende LeMonds auch mit den Auswirkungen ständigen Dopings zu tun.
Der damals von Legeay entlassene Mannschaftsarzt Stoitschew sei «sauber» gewesen und hätte den Spitznamen «Fiat Tipo» nicht umsonst erhalten, um sich von Michele Ferrari abzusetzen. Der Mediziner aus Italien, der auch Armstrong betreut, gilt als eine der umstrittensten Betreuer in der Radsport-Szene. Ein Prozess wegen Verstoßes gegen die Doping-Bestimmungen wurde eingestellt, weil die Ferrari vorgeworfenen Vergehen verjährt waren.
Laut Gaumont gibt es zur Zeit «noch viele Fahrer im Peloton, die sich vor meinen Augen gedopt haben». Er betrachtet den Radsport mittlerweile «nur noch als Zirkus, als Spektakel, bei dem vor allem das Geld zählt.»