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Lance Armstrong (r) Arm in Arm mit einem Gondoliere in Venedig.
08.05.2009 15:07
Gondoliere Armstrong - Doping kein Giro-Thema

Venedig (dpa) - Der umschwärmte Medien-Magnet Lance Armstrong schaukelt in der Gondel vor den Dogen-Palast und meldet sogar Ansprüche auf den Toursieg an. Der Auftakt der 100 Jahr-Feier des Giro d'Italia in Venedig verlief turbulent, sogar «filmreif» wie die «Gazzetta dello Sport» fand.

Die Team-Präsentation auf dem Markusplatz bestaunten tausende Touristen. Die Kameraleute, Fotografen und Reporter lieferten sich ein heißes Kopf- an-Kopf- Rennen, um dem Superstar Armstrong möglichst nahe zu kommen. Alle anderen Radprofis waren vor dem Start des 92. Giro nur Staffage, auch der einheimische Top-Favorit, der aus seiner Doping-Sperre zurückgekehrte Ivan Basso. «Armstrong polarisiert eben», sagte Jens Voigt, der das Spektakel als Beobachter verfolgte.

«Die Tour kann man nicht mehr mit 40 gewinnen - vielleicht ist es ja jetzt schon zu spät. Ich hätte mit meinem Comeback nicht länger warten dürfen», sagte der 37-jährige Armstrong, der seine Giro-Premiere in erster Linie zum Formaufbau für Frankreich nutzen will. Dort könnte er wegen der weiter akuten Zahlungsschwierigkeiten seines Teams Astana, das vor dem Ausstieg steht, eventuell mit einer eigenen Mannschaft antreten. Sollte dann, wie wohl schon vorgedacht, sein jetziger Team-Kollege Alberto Contador zur Heimat-Équipe Caisse d'Epargne wechseln, könnte es einen heißen Zweikampf der beiden im Juli geben. Die gegenseitige Loyalität, die durch die noch vorhandene Team-Zugehörigkeit zu Astana besteht, müsste dann nicht mehr aufrechterhalten werden.

«Wir könnten das beste Team der Welt werden, wie wir es die letzten zehn Jahre schon waren», beschwor der siebenfache Toursieger Armstrong die nahe Zukunft an der Seite seines langjährigen Mentors Johan Bruyneel. Der Belgier will noch das Ende des Giro abwarten und Ende des Monats entscheiden, ob es mit oder ohne Astana weitergeht. «Über ein neues Team zu reden, fällt leicht, es aber zu formen gerade in diesen schwierigen Zeiten schwer. Wir bräuchten 15 Millionen US- Dollar», meinte Armstrong, nach dessen Angaben ein international tätiger US-Konzern als Geldgeber zur Verfügung stehen könnte.

Sponsoren hätten ihm «hohes Interesse» signalisiert, ein Team zu unterstützen, falls er die Kontrolle über Astana übernehme, sagte Armstrong, der sein viel beachtetes Comeback nach dreieinhalbjähriger Pause im Januar startete - Ziel Tour de France. Der Giro dient ihm sechseinhalb Wochen nach seiner Schlüsselbein-OP nur zum Warmfahren, ein Etappensieg steht aber immerhin schon auf seinem Wunschzettel.

«Es gibt sicher die Möglichkeit, mitten in der Saison die Lizenz zu wechseln. Aber diese Überlegungen sind noch viel zu verfrüht. Unser Präsident Pat McQuaid reist nächstes Wochenende nach Astana und wird versuchen, die Angelegenheit mit dem Verband dort zu klären», sagte Enrico Carpani, Sprecher des Weltverbandes UCI, in Venedig der Deutschen Presse-Agentur dpa.

Ein ähnliches Szenario lief 2003 ab, als das Essener Coast-Team mit Jan Ullrich zahlungsunfähig war und vor der Tour durch Bianchi aus Italien ersetzt wurde. Der jetzt drohende Astana-Ausstieg spielt sich vor dem Hintergrund ab, dass der kasachische Nationalheld Alexander Winokurow nach Ablauf seiner Doping-Sperre im August zurück ins Geschäft drängt, womöglich mit Hilfe der alten Geldgeber aus der boomenden Hauptstadt Astana.

Das Thema Doping hätte zu Beginn der pompösen Feierlichkeiten in Venedig nur gestört. Als die Favoriten der Presse in der Turnhalle Palasport Gianquinto vorgestellt wurden und an einem wackligen Tisch Platz genommen hatten, fiel das immer aktuelle Reizwort des Radsports nicht einmal. Dabei war die Creme de la Creme des internationalen Radsports vertreten. Verdächtigte wie Armstrong oder Toursiger Carlos Sastre saßen neben Entlarvten und Bestraften wie Basso, Danilo di Luca, Gilberto Simoni oder Stefano Garzelli.


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