Freudenstadt (rad-net) - Es ist das große Finale und gleichzeitig eine Premiere: Beim ersten internationalen Cross-Country-Rennen in Freudenstadt werden am Sonntag die Gesamttitel der Internationalen Mountainbike-Bundesliga vergeben. Insgesamt sind Sportler aus zehn verschiedenen Nationen am Start. Sowohl bei den Damen als auch bei den Herren gehen die Vorjahressieger in führender Position ins letzte Rennen, aber vergeben sind die Titel längst noch nicht.
Die Bundesliga-Strecke im Freudenstädter Christophstal ist 3,6 Kilometer lang und sammelt 177 Höhenmeter an. Das ist ungefähr derselbe Quotient, wie das, was am vergangenen Samstag in Titisee-Neustadt gefahren wurde. Der Kurs im Nordschwarzwald führt erst einmal nach oben, bevor im zweiten Streckendrittel ein Auf und Ab mit Drop und Pumptrack zu bewältigen ist, das dann in eine lange Abfahrt mit Rock Garden und einer North Shore-Passage wieder zum Ziel führt.
Auf dieser attraktiven Runde sind komplette Mountainbiker gefragt. Dazu gehört fraglos Simon Stiebjahn vom Team Bulls. Der 27-Jährige aus Titisee-Neustadt hat in dieser Saison drei DM-Medaillen in drei verschiedenen Disziplinen gesammelt: Gold im Sprint und jeweils Silber im Cross-Country und im Marathon.
Und dieser Sammlung von Edelmetall könnte er am Sonntag mit dem Gewinn der Bundesliga-Gesamtwertung noch einen Pokal hinzufügen. Es wäre der Vierte in Serie, was vor ihm noch niemand gelungen ist. Und er würde mit Rekord-Sieger Moritz Milatz (Kreidler Werksteam) gleichziehen. «Der vierte Sieg in Folge ist das Ziel», stellt Stiebjahn klar. Aber taktisch zurückhalten will er sich nicht. «Angriff ist bekanntlich die beste Verteidigung», sagt er mit einem Augenzwinkern. «Bisher war ich in drei Bundesliga-Rennen immer bester Deutscher. Aber bei Mountainbikerennen weiß man nie...»
Wer ihm den Sieg noch streitig machen könnte? Zweiter ist Markus Schulte-Lünzum (Focus XC). Der zweifache Deutsche Meister liegt 31 Zähler hinter Stiebjahn. Doch der 26-Jährige aus Haltern am See hat wie sein Teamkollege Florian Vogel Sponsoren-Verpflichtungen, die einen Start verhindern.
Auch Ben Zwiehoff (Bergamont) hat als Dritter (46 Punkte zurück) noch Außenseiter-Chancen.
Was das Rennen selbst betrifft, könnte neben Moritz Milatz auch Max Brandl (Lexware) eine Rolle spielen. Der U23-Bronzemedaillengewinner der Weltmeisterschaften hat für das Elite-Rennen gemeldet. Der Freiburger ist zwar erst vor wenigen Tagen aus Australien zurückgekehrt und daher sicher noch mit der Zeitverschiebung beschäftigt, aber außer Acht lassen sollte man ihn nicht. Auch sein Teamkollege, der DM-Dritte Georg Egger könnte eine gute Rolle spielen.
Damen: Sabine Spitz mit Chancen auf ihren dritten Gesamtsieg
Sabine Spitz hat nach ihrem zweiten Bundesliga-Sieg in dieser Saison (Heubach und Titisee-Neustadt) plötzlich noch gute Chancen auf den Gesamtsieg, ihren ersten seit 2003. Die bis dato führende Anne Terpstra (Ghost Factory Racing) musste krankheitshalber in Titisee-Neustadt verzichten. Abgesehen davon geht es der routinierten Deutschen Meisterin aus Murg-Niederhof auch um das Rennen selbst. «So nah ein C1-Rennen zu haben und viele Weltranglistenpunkte holen zu können, sind Motivation genug», erklärt Spitz.»
Bundesliga-Titelverteidigerin Hanna Klein (Superior Bikes) geht als Führende in das Finale. Doch weil das letzte Rennen mit doppelter Punktzahl dotiert wird, sieht sie sich nicht in der Favoritenrolle. «Ich muss realistisch sein. Wenn Sabine gewinnt, müsste ich schon Zweite werden», rechnet Klein. Doch eine WM-Zwölfte wie Anne Terpstra zu schlagen oder eben auch deren Ghost-Teamkolleginnen Lisi Osl (Österreich) und Alexandra Engen (Schweden), ist für die Wahl-Freiburgerin schon schwierig.
Dazu finden sich mit der Marathon-WM-Dritten von 2016 und französischen Vize-Meisterin Sabrina Enaux (Specialized), der Polin Paula Gorycka (Strüby BiXS) oder Karla Stepanova (N1 Team CZ) aus Tschechien weitere internationale Podiums-Kandidatinnen im Feld der Elite Damen.
Die Flinte schon vorher ins Korn werfen geht für Hanna Klein natürlich auch nicht. Zumal Freudenstadt ein verkapptes Heimrennen für die 30-Jährige ist. Sie ist in Schömberg-Bieselsberg aufgewachsen, eine Stunde von Freudenstadt aufgewachsen. Und sie hat Beziehungen zum nahen Baiersbronn. «Die Strecke kenne ich ja noch nicht, aber wenn ich nochmal so eine gute Form habe wie am Samstag in Titisee-Neustadt, kann ich auf ein gutes Resultat hoffen. Ich werde auf jeden Fall alles versuchen», sagt Klein.
Hannah Klein geht mit 145 Punkten in das letzte Rennen, Anne Terpstra hat als Zweite 136 Zähler, Cherie Redecker auf Rang drei 133 Punkte, Sabine Spitz liegt mit 120 Punkten auf Rang vier und Lisi Osl hat als Fünfte 74 Punkte. Für einen Sieg gibt es in Freudenstadt 120 Punkte, für den zweiten Platz 100. und für den dritten 90. Da ist noch einiges möglich.
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