Freiburg (dpa) - Mitarbeiter des Bundeskriminalamtes (BKA) haben nach Hinweisen des ehemaligen T-Mobile-Profis Patrik Sinkewitz die Arbeitsplätze und Wohnungen der beiden Ärzte Lothar Heinrich und Andreas Schmid der Universitätsklinik Freiburg durchsucht.
Den bereits suspendierten ehemaligen T-Mobile-Teamärzten werde vorgeworfen, im Sport verbotene Arzneimittel zu Dopingzwecken bei mehreren Rad-Sportlern angewendet und an sie abgegeben zu haben, teilte das BKA in Wiesbaden mit. Die Staatsanwaltschaft Freiburg bestätigte, dass es sich um Heinrich und Schmid handelt. Beide waren von der Uniklinik Freiburg suspendiert worden. Sie wohnen in Freiburg und Horben (Breisgau-Hochschwarzwald).
Den Auftrag für die Durchsuchung am 31. Oktober hatte nach BKA-Angaben die Staatsanwaltschaft Freiburg erteilt. Sie hat ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts auf Verstöße gegen das Arzneimittelgesetz eingeleitet.
Der des Testosteron-Dopings überführte Sinkewitz hatte vor dem BDR-Sportgericht ausführlich über die Art und Weise der Verabreichung von Doping-Mitteln durch Ärzte und Teamärzte unter anderem beim Team T-Mobile in Jahr 2006 ausgesagt. Nach Medienberichten soll es sich unter anderem um Eigenblut-Doping gehandelt haben. An diesem Doping soll auch die sportmedizinische Abteilung der Uniklinik Freiburg direkt beteiligt gewesen sein. Das 15-seitige Protokoll der Sinkewitz-Anhörung hatte der Sportgerichts-Vorsitzende Peter Barth «vor ein paar Tagen an das BKA weitergeleitet». «Die Durchsuchung hat mich nicht überrascht», sagte er der Deutschen Presse-Agentur dpa.
BKA-Beamte, Polizisten der Landespolizeidirektion Freiburg und Mitarbeiter der dortigen Staatsanwaltschaft suchten Rechnungen, Lieferscheine, Patientenakten sowie Unterlagen, die Anhaltspunkte zum Eigenblutdoping geben, in das die beiden Sportmediziner verwickelt sein sollen. «Interessant sind auch Aufzeichnungen über die Lagerung und Verwendung von Blutbeuteln sowie Computerfestplatten», sagte der Pressesprecher der Freiburger Staatsanwaltschaft, Oberstaatsanwalt Wolfgang Maier.
«Wir haben damit gerechnet, dass die Staatsanwaltschaft Vorermittlungen aufnimmt und sind an jeglicher Aufklärung interessiert», sagte der Sprecher der Freiburger Albert-Ludwigs-Universität, Rudolf-Werner Dreier, der Deutschen Presse-Agentur dpa. Mehrere BKA-Beamte und Mitarbeiter der Staatsanwaltschaft Freiburg hätten mit der Razzia kurz nach 8.00 Uhr begonnen. Die Aktion sei vorher nicht angekündigt gewesen. «Wir sind für jede Form der Kooperation bereit.»
Wie Gerichtssprecher Maier weiter ausführte, hatte die Staatsanwaltschaft bereits im Juli beim Amtsgericht Freiburg einen Durchsuchungsbefehl beantragt. Dieses Ansinnen war mit der Begründung zurückgewiesen worden, die zunächst erhobenen Doping-Vorwürfen gegen die beiden Ärzte seien verjährt, weil sie einen Zeitraum vor 2002 betroffen hätten. Eine Beschwerde gegen diese Entscheidung sei vom Landgericht Freiburg im selben Monat zurückgewiesen worden. «Der jetzige Durchsuchungsbefehl wurde am vergangenen Freitag erlassen», sagte Maier.
Barth kündigte indes an, dass eventuell schon in der kommenden Woche über eine Doping-Sperre und möglicherweise weitere Sanktionen gegen Sinkewitz von Seiten des BDR entschieden werde. «Da spielen mehrere Aspekte hinein», sagte er.