Apeldoorn (rad-net) - Mit den Plätzen vier (Männer) und fünf (Frauen) haben die deutschen Mannschaftsverfolger bei den Bahn-Weltmeisterschaften in Apeldoorn in den Niederlanden eine gute Visitenkarte abgegeben. In neuer deutscher Rekordzeit von 4:24,369 Minuten flogen die deutschen Frauen zur Top-WM-Platzierung. Das Männer-Quartett verlor den Kampf um Bronze gegen Italien und wurde Vierter, verbesserte aber ebenfalls den deutschen Rekord auf 3:56,594 Minuten.
«Das war stark, nach den guten Vorläufen habe ich darauf gehofft, dass sie den deutschen Rekord knacken werden. Dass sie fast eine Sekunde unter der alten Bestmarke blieben, ist aller Achtung wert», lobte Frauen-Bundestrainer André Korff das deutsche Quartett mit Lisa Brennauer, Charlotte Becker, Gudrun Stock und Franziska Brauße.
Der deutsche Männervierer war angetreten, unter die Top-Acht zu kommen. «Alles darüber hinaus ist Zugabe», sagte Bundestrainer Sven Meyer vor den Titelkämpfen in Apeldoorn. Es wurde Platz vier, knapp geschlagen von Europameister Italien. Aber die vier fuhren ebenfalls einen neuen deutschen Rekord: 3:56,594 Minuten und damit drei Zehntel besser als die alte Bestmarke. «Das war das I-Tüpfelchen dieser Weltmeisterschaft», jubelte Meyer.
«Mit den Vorbereitungen konnten wir eigentlich nicht zufrieden sein. Umso schöner ist das Ergebnis», verrät Meyer, der alles schon auf die perfekte Olympia-Vorbereitung 2020 in Tokio ausgelegt hat. Laut Meyer war kein Fahrer in Apeldoorn am Start, der optimal vorbereitet war. «Die Fahrer hatten in diesem Winter viele Freiheiten, konnten ihre Bundeswehr-Lehrgänge absolvieren und bekamen auch die Freigabe für Sechstagerennen. Dass sie trotzdem diese Leistungen abrufen konnten, das war schon stark und zeigt, dass die Grundlagen gelegt sind und die Entwicklung weitergeht», so Meyer. «Jetzt kommt es darauf an, dass die Sportler die Vorgaben umsetzen, zu hundert Prozent dahinterstehen und die nächsten zwei Jahre sehr konsequent und konzentriert arbeiten, damit Tokio ein Erfolg wird.»
Die Spiele 2020 sind das große Ziel. Dort will der BDR-Vierer an alten Zeiten anknüpfen und wieder um die Medaillen fahren. Das einstige «Flaggschiff» der Nation war in unruhiges Fahrwasser geraten, verpasste zwei Olympia-Qualifikationen und trat erst 2016 wieder in Rio an. Dort mit einem respektablen fünften Platz.
Seither bastelt und feilt Meyer an der perfekten Formation. Da werden Positionen getauscht, neue Fahrer wie der erst 19-jährige Felix Groß als Anfahrer ausprobiert. In Apeldoorn hat Groß seine Leistungen von Berlin bestätigt, wo er im Vierer bei den Europameisterschaften einen sehr guten Einstand gab. Woran er noch arbeiten muss ist die Technik. «Sie ist im Vierer von extremer Bedeutung, schnell fahren reicht da lange nicht», weiß der Bundestrainer, der seinen Kader nach einer kurzen Trainings- und Wettkampfpause bereits im April wieder ins Trainingslager schickt. Danach stehen einige Straßenrennen an, bevor die Feinabstimmung für die Olympia-Qualifikation auf der Bahn in Frankfurt/Oder beginnt. Vier bis sechs Mal im Jahr ist der Vierer dort, weil die Bedingungen optimal sind. Da werden Ablösen trainiert, Positionen ausprobiert und vieles mehr.
Sieben Fahrer gehören derzeit zum Kreis der Vierer-Anwärter, die in Tokio auf Medaillenjagd gehen sollen. Das sind Domenic Weinstein, den Meyer den «Motor der Mannschaft» nennt; Theo Reinhardt, Nils Schomber, Maximilian Beyer, Felix Groß und Leon Rohde, die alle für das BDR-nahe Team Heizomat rad-net starten. Nur Kersten Thiele aus Erfurt hat sich wieder seinem alten Verein, dem RSV Oberhausen, angeschlossen. Die Konzentration in einer Mannschaft, die bislang rad-net ROSE Team hieß, hat die Entwicklung der Fahrer in den letzten Jahren sehr beschleunigt. «Wir wären nicht da, wo wir heute sind, gäbe es dieses Team nicht», sagt BDR-Sportdirektor Patrick Moster. Es sind vor allem die gemeinsamen Renneinsätze dieses Kontinental-Teams, die an der Verbesserung der Fahrer geschraubt - und ihre internationale Konkurrenzfähigkeit gesteigert hat.
Darum hofft Moster ein ähnliches Projekt bei den Frauen umsetzen zu können, denn auch dort gibt es Potential. Mit starken Straßenfahrerinnen wie Lisa Brennauer und Lisa Klein und erfahrenen Athletinnen wie Charlotte Becker ist ein Grundstock gelegt, in den nächsten Jahren auch hier eine ähnliche Entwicklung wie bei den Männern zu vollziehen, wenn sie der Bahn treu bleiben und wenn finanzielle Mittel bereitgestellt werden können.
So weit ist man aber noch nicht, und so war der fünfte Platz von Lisa Brennauer (Durach), Charlotte Becker (Berlin), Franziska Brauße (Eningen) und Gudrun Stock (München) unter den gegebenen Bedingungen ein durchaus zufriedenstellendes Ergebnis. «Damit haben sie die gezeigten Leistungen von den Bahn-Europameisterschaften in Berlin bestätigt», freute sich Bundestrainer André Korff über das gute Abschneiden in Apeldoorn. «Diese WM hat die Fahrerinnen motiviert», ist Korff sicher und sieht den Frauen-Vierer weiter im Aufschwung.