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Hat durch seinen Sturz wichtige Trainingstage verloren: Emanuel Buchmann. Foto: Matthias Balk/dpa
26.08.2020 13:28
Deutsche Tour-Fahrer: Sturzopfer, Altstar und Ex-Weltmeister

Nizza (dpa) - Ein Altstar auf Abschiedstour, ein Ex-Weltmeister als Edelhelfer und ein Sturzopfer als größte Tour-Hoffnung: Wenn am Samstag in Nizza die 107. Tour de France beginnt, wollen die zwölf deutschen Starter nicht nur mitrollen, sondern auch eigene Akzente setzen.

Wie im Vorjahr konzentriert sich aus deutscher Sicht alles auf Emanuel Buchmann, der trotz seiner heftigen Sturzverletzungen vom Podium träumt. Auch wenn sein Teamchef Ralph Denk die Wahrscheinlichkeit mit einem «Sechser im Lotto» vergleicht.

«Es ist viel möglich, aber es muss alles passen, besonders in der Vorbereitung. Das ist uns leider nicht aufgegangen», sagte Buchmann (27), der trotz lädierter Hüfte und kaputten Rückens die Reise nach Nizza angetreten hat. Geht es nach der Form, die er in der Vorbereitung zeigte, wäre der Vorjahresvierte ganz klar ein Kandidat für die ersten drei Plätze. Doch nach seinem Sturz hat Buchmann «wichtige Trainingstage» verloren.

Als bester Deutscher seit Andreas Klöden 2006 hat sich Buchmann 2019 in die Weltspitze vorgearbeitet. 25 Sekunden fehlten zum Podium. Damit er dies nicht aus den Augen verliert, muss er gleich zum Start seine Topform wiederfinden, denn schon am zweiten Tag geht es in die Berge. Da gilt es dann, sich gegen die Favoriten um Vorjahressieger Egan Bernal (Kolumbien), Vuelta-Champion Primoz Roglic (Slowenien) und Frankreichs Hoffnung Thibaut Pinot zu behaupten.

Sein deutscher Kollege Tony Martin dürfte etwas dagegen haben. Der viermalige Zeitfahr-Weltmeister, der zum zwölften Mal an den Start geht, ist quasi die Lokomotive für seinen Kapitän Roglic. Gerade auf den flachen Stücken ist der 35-Jährige mit dem großen Motor unverzichtbar. Eigene Ambitionen für den großen Tour-Traum beim Jumbo-Visma-Team stellt Martin hinten an. «Ich hätte Ambitionen, aber ich kenne meine Rolle. Da muss jedes Korn auf Primoz konzentriert sein», sagt der Wahl-Schweizer, der selbst schon bewegende Tage in Frankreich verlebt hat. Schmerzhafte Stürze mit Knochenbrüchen, aber auch fünf Etappensiege und zwei Tage im Gelben Trikot stehen in seiner Vita.

Gar elf Mal durfte André Greipel in seiner Karriere auf das große Podest als Tagessieger bei der Tour klettern. Ob es zu Sieg Nummer zwölf in diesem Jahr reicht, ist eher fraglich. Greipel ist in die Jahre gekommen und viele Sprintchancen warten auf den Routinier nicht. «Es wird eine Herausforderung», sagt der gebürtige Rostocker mit Blick auf das anspruchsvolle Streckenprofil. Doch Greipel (38) wusste sich stets zu quälen. Bis auf einmal kam er bei seinen neun Teilnahmen auch immer in Paris an, was nicht viele Sprinter von sich behaupten können.

Gut möglich, dass es Greipels Abschiedsvorstellung bei der Tour sein wird. Denn sein Rennstall Israel Start-Up Nation hat für die kommende Saison Vierfachsieger Chris Froome verpflichtet und will um den Briten eine Rundfahrermannschaft aufbauen. Greipel besitzt zwar auch nächstes Jahr noch einen Vertrag, doch das Profil eines Sprinters dürfte dann eher nicht gefragt sein.

Wo Greipel der Senior der deutschen Fraktion ist, bildet Lennard Kämna mit seinen 23 Jahren das Gegenstück. Und trotzdem steht der Youngster aus Wedel bereits im Blickpunkt, gilt er doch als Riesentalent, das selbst mal um die Topplätze mitfahren könnte. Als starker Berg- und Zeitfahrer bringt er alle Eigenschaften eines Rundfahrers mit. Sein Etappensieg jüngst bei der Dauphiné-Rundfahrt hat jedenfalls aufhorchen lassen.

In diesem Jahr soll er aber Buchmann zu einer guten Platzierung verhelfen. Ob auch Maximilian Schachmann (26) seinen Kapitän bei Bora-hansgrohe unterstützen kann, ist eher ungewiss. Für den Berliner werden es nach einem Schlüsselbeinbruch eher schmerzhafte 3484,2 Kilometer bis nach Paris.


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