Melbourne (dpa) - Die deutschen Bahnrad-Fahrer steuern bei den Weltmeisterschaften in Melbourne einem Debakel entgegen. Nach elf von 15 Entscheidungen bleibt Verfolger Robert Bartko als Dritter einziger Medaillengewinner im Bund Deutscher Radfahrer (BDR).
Ohne den erkrankten Doppel-Olympiasieger aus Potsdam scheiterte der umformierte Vierer in der 4000-m-Mannschaftsverfolgung in schwachen 4:09,723 Minuten bereits im Viertelfinale. Mit dem enttäuschenden siebten Rang sorgte das Quartett Guido Fulst, Robert Bengsch, Christian Lademann (alle Berlin) und Leif Lampater (Heilbronn) noch für die beste BDR-Platzierung.
Als Trost sicherte der Vierer dem Verband wenigstens zwei Startplätze bei den Olympischen Spielen in der Einzel- und Mannschaftsverfolgung. Zwei weitere Athen-Tickets im Sprint und im 500-m-Zeitfahren holte Katrin Meinke als Zehnte des Sprint-Wettbewerbs. «Mir ist ein Stein vom Herzen gefallen. Ich habe noch nie so um einen zehnten Platz gekämpft. Der Druck war riesengroß», sagte die Cottbuserin nach dem Rennen um die Ränge neun bis zwölf. Durch eine Angina war sie gehandicapt in die WM gegangen. Dagegen konnte Hanka Kupfernagel aus Werder als Achte des Punktefahrens mit 7 Zählern keinen Olympia-Platz einfahren.
Nach dem Ausscheiden von Jens Fiedler im Sprint-Viertelfinale gegen Laurent Gane (Frankreich) zum Abschluss des vierten WM-Tages bleiben die deutschen Sprinter medaillenlos, da der Chemnitzer nur noch um die Plätze fünf bis acht antritt. «Gegen Laurent Gane zu verlieren, ist keine Schande. Die WM war keine gelungene Generalprobe für Olympia, aber auch nicht total daneben», bilanzierte der zweimalige Olympiasieger, «mich ärgert aber, dass ich der beste Deutsche war.» Der Erfurter Matthias John, der mit 10,322 Sekunden über 200 m die schnellste Qualifikationszeit erzielt hatte, war im Achtelfinale ausgeschieden, Jan van Eijden (Dudenhofen) bereits in der ersten Runde gescheitert.
Ohne die aus unterschiedlichen Gründen fehlenden Olympiasieger Bartko, Daniel Becke (Erfurt) und Jens Lehmann (Leipzig) war der deutsche Vierer im Viertelfinale chancenlos und wurde vom Kontrahenten Großbritannien fast eingeholt. «Robert Bartko war nicht zu ersetzen», konstatierte Bundestrainer Bernd Dittert, «bis Olympia ist allerdings noch genug Zeit, um etwas zu erreichen.» In Athen soll dann auch wieder Becke, der bei der Deutschland-Tour in der kommenden Woche startet, wieder dabei sein. «Becke ist immer ein Thema», meinte Dittert.
Den Titel holte sich Vorjahressieger Australien mit 4:00,332 Minuten im Finale gegen Großbritannien (4:01,841), Dritter wurde Spanien. Im Punktefahren gewann Olga Sljussarjewa mit 39 Zählern zum vierten Mal hintereinander den WM-Titel vor Vera Carrara (Italien/31) und Belem Guerrero Mendez (Mexiko/30). Im Sprint verteidigte Swetlana Grankowskaja mit 2:1 Laufsiegen gegen Anna Meares (Australien) ihren Titel.