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Thomas Pupp, Olivier Senn und Fabian Wegmann (v. li.) beim gemeinsamen Talk. Foto: Maria Hörhager
25.11.2024 09:35
Chefs der deutschsprachigen Landesrundfahrten mit gemeinsamen Plänen

Hall (rad-net) - Die Chefs der drei deutschsprachigen Landesrundfahrt Deutschland-Tour, Tour of Austria und Tour de Suisse haben im Zuge der Bikedays in Hall in Österreich über aktuelle Herausforderungen diskutiert und innovative Ideen eingebracht. Die Zusammenarbeit zwischen den drei Landesrundfahrten soll intensiviert werden.

Die drei größten Landesrundfahrten der Schweiz, Österreichs und Deutschlands haben die Sprache gemeinsam. Sonst gibt es enorme Unterschiede, vor allem was die Finanzierung betrifft. «Einnahmen aus dem Tourismus - für den der Radsport eine unglaubliche Bühne bietet - samt öffentlicher Gelder belaufen sich bei uns auf 15 Prozent. Der Rest wird über Sponsoren abgedeckt. Und zwei Drittel der Etappenorte bewerben sich aktiv bei uns», eröffnete Olivier Senn von der Tour de Suisse. «Das sind Werte, wohin wir auch gerne möchten», ergänzt Thomas Pupp von der Österreich-Rundfahrt. Und Fabian Wegmann, Sportlicher Leiter der Deutschland-Tour erklärte: «In Deutschland ist der Fußball die absolute Nummer 1. Nach dem Hype um Jan Ullrich mussten wir in den Städten und Tourismusregionen viel Aufbauarbeit leisten - auch bei Eintagesrennen, wie in Köln, bei den Cyclassics oder beim Münsterland-Giro. Wir mussten den Entscheidungsträgern klarmachen, dass der Radsport eine große Chance für sie ist.»

Was alle drei ebenfalls beschäftigt, ist die die Sicherheit. Drei Todesfälle in den vergangenen zwei Jahren in Österreich und der Schweiz. Der Schock sitzt nach wie vor tief. Ob die Profirennen gefährlicher wurden? Das sieht Wegmann differenziert: «2011 habe ich meinen Zimmerkollegen Wouter Weylandt nach einem tödlichen Sturz verloren. Das sitzt nach wie vor sehr tief bei mir, auch wenn er leider einen Fahrfehler beging. Grundsätzlich sind Radrennen sicherer geworden durch viele Maßnahmen. Früher gab es zum Beispiel noch Absperrgitter mit Füßen und die Sicherheitsauflagen wurden auch immer strikter. Aber Fakt ist: Durch das Material und die Aerodynamik werden Rennen immer schneller. Dann sind Konsequenzen bei Stürzen leider dramatischer. Bei uns in Deutschland kommen noch viele Verkehrsmaßnahmen hinzu, die auf Kosten der Sicherheit gehen: Ständig werden neue Verkehrsinseln gebaut. Solche verkehrsberuhigenden Maßnahmen der öffentlichen Hand sind für den Radsport nicht förderlich.»

Olivier Senn sieht ein großes Sicherheitsproblem während Profirennen darin, dass es mitunter zu viele Informationen gibt: «Jedes Team hat Roadbooks, digitale Karten, VeloViewer. Die Realität zeigt aber: Wenn man eine Gefahrenstelle erreicht, kann sie sich alleine durch Regen ganz anders darstellen. Über Funk prasseln dann diese Informationen ein, die bei den Sportlichen Leitern und schließlich bei den Radprofis aufgrund von sprachlichen Barrieren oft auch nicht verstanden werden. Deshalb sind wir an einem System in Echtzeit dran, Gefährdungsstellen visuell darzustellen. Das klappt auch mit Bildern, die zehn Minuten vor der Durchfahrt reingespielt werden.»

«Wir sind vor gut 55 Jahren zum Mond geflogen. Dann kann es doch nicht sein, dass wir das Verschwinden eines Fahrers oder einer Fahrerin nicht sofort bemerken können. Deshalb sehen wir das GPS-Tracking als Gebot der Stunde, um künftig die Kontrolle über alle Profis bei Rennen erhalten zu können», sagt Senn. Senn würde ein GPS-Tracking auch ohne den Weltradsportverband UCI umsetzen, wo auch Pupp mit der Tour of Austria mitziehen würde. Fabian Wegmann ist auch für so ein System, brachte aber einen Einwand bei der Umsetzung: «Was ist, wenn ein Rad wegen technischem Gebrechen getauscht wird? GPS-Tracker müssten am Körper montiert werden und ich sehe hier die UCI in der Pflicht, verbindliche Regeln zu erstellen.»

Im U23-Bereich wurde bereits gezeigt, wie im DACH-Raum Radsportkooperationen zum Beispiel im Zuge der gemeinsamen Ausrichtung der Ländermeisterschaften der Klasse U23 mit Deutschland, Österreich, der Schweiz und Luxemburg funktionieren können. Einen Schulterschluss wünscht sich hier auch Thomas Pupp: «Warum gastiert die Tour of Austria nicht - es wäre das erste Mal - in der Schweiz oder in Deutschland? Und andersherum?»


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