Tarbes (dpa) - Der Franzose Pierrick Fedrigo entschied die 9. Etappe der Tour de France, bei der 80 km vor dem Ziel als letzte Pyrenäen-Anstieg der Klassiker Tourmalet zu bewältigen war, für sich und feierte den 3.Tagessieg der Gastgeber. Doch das Star-Ensemble von Astana hält die 96. Tour im Griff.
Angeführt von den beiden Streithähnen Alberto Contador und Armstrong, die am zweiten Tour-Wochenende ihren Zwist abseits der Strecke fortsetzten, dominiert das Team die Rundfahrt nach Belieben und sorgte dafür, dass der Italiener Rinaldo Nocentini sein Gelbes Trikot nach der dreitägigen Pyrenäen-Episode in den ersten Ruhetag retten konnte. 24 Stunden nach dem Erfolg des Spaniers Luis-Leon Sanchez in Saint-Girons entschied der Franzose Pierrick Fedrigo die 9. Etappe, bei der 75 Kilometer vor dem Ziel als letzte Pyrenäen-Anstieg der Klassiker Tourmalet zu bewältigen war, für sich und feierte den dritten Tagessieg der Gastgeber.
Für die Nachricht des Abends sorgte aber der 37 Jahre alte Superstar Armstrong, der wahrscheinlich auch im kommenden Jahr an der Frankreich-Rundfahrt teilnehmen will. Auf die Frage, ob dies seine letzte Tour sei, sagte Armstrong dem französischen TV-Sender France 2: «Wahrscheinlich nicht, wahrscheinlich nicht», und fügte hinzu: «Vielleicht noch eine Tour.» Der siebenfache Champion deutete an, dass er künftig mit Hilfe eines US-Sponsors ein eigenes Team unterhalten will.
Fedrigo verwies in Tarbes nach 160,5 Kilometern als Schnellster eines Ausreißer-Duos Franco Pellizotti (Italien) auf den zweiten Platz. Das Feld passierte die Ziellinie 34 Sekunden später mit dem dreifachen Weltmeister Oscar Freire an der Spitze. In der Gesamtwertung geht der Sekunden-Poker weiter. Nocentini führt mit sechs Sekunden vor Contador, der die Astana-Hierarchie zu seinen Gunsten entschieden hatte, und acht Sekunden vor Rekordsieger Armstrong liegt.
Die auf den Plätzen sechs und sieben liegenden deutschen Profis Andreas Klöden und Tony Martin, weiter im Weißen Trikot, unterstrichen einmal mehr ihre Top-Verfassung. «Das Weiße Trikot trägt mich die Berge hoch», frohlockte der 24-Jährige Tour-Neuling Martin, der sich neben dem zweifachen Etappensieger Mark Cavendish schon als «halber Kapitän» im Columbia-Team fühlen darf.
Auch wenn Astana mit den hilflosen Konkurrenten Katz und Maus spielt, hängt der Haussegen im kasachischen Team schief. Contador und Armstrong sind sich in tiefer Abneigung verbunden, ein Riss geht durch die Mannschaft, die sich laut «L'Équipe» im «instabilen Gleichgewicht» befindet. Nach Contadors Attacke vom Freitag, bei der er Armstrong 21 Sekunden abnahm und den Chefsessel im Team besetzte, krachte es im Mannschaftsbus. «Was im Bus gesagt wurde, bleibt im Bus», meinte Teamchef Johan Bruyneel, dem es nur schwer gelingt, die Wogen zu glätten.
Armstrong versuchte die Fehde kleinzureden: «Selbst wenn es verletzte Gefühle geben sollte, werden wir unseren Job machen.» Für Contador, Toursieger von 2007, ist die Angelegenheit ohnehin erledigt: «Langsam habe ich keine Lust mehr, über die Kapitänsfrage bei Astana zu sprechen. Lasst uns einfach sehen, was die nächsten Tage bringen.»
Eine Attacke des kampferprobten Berliners Jens Voigt (37) war nur eine Episode. Mehr Erfolg hatten Pellizotti und Fedrigo, die als Ausreißer-Duo den 2115 Meter hohen Tourmalet überquerten - fünf Minuten vor dem Favoriten-Feld. Auf dem folgenden 75 Kilometer langen Schlussspurt stemmten sie sich mit aller Macht gegen die Verfolger, Rückenwind half ihnen. Nach 140 Kilometer Alleinfahrt retteten sie eine gute halbe Minute ins Ziel. «Bei mir waren einfach nicht genug Kraftreserven da», sagte Voigt.
Vor dem Ruhetag in Limoges erhitzte unterdessen das angekündigte Funkverbot auf der 10. (Dienstag) und 13. Etappe die Gemüter. In einer Petition an den Weltverband UCI, dem bislang bei dieser Tour Doping-Erschütterungen erspart blieben, drückten 18 der 20 teilnehmenden Teams ihre Empörung über die Neuerung aus, wie «cyclingnews» berichtete.