Fiorano Modenese (dpa) - Weltmeister und Olympiasieger Paolo Bettini war im Ziel der 8. Etapppe des 90. Giro d'Italia der unglücklichste Mann im Fahrerfeld.
Der kleine Italiener scheiterte im Spurt einer 22-köpfigen Ausreißergruppe nach 200 Kilometern in Fiorano Modenese nur an dem Norweger Kurt-Asle Arvesen. Bettini hatte beim letztlich vergeblichen Versuch, endlich «seine» erste diesjährige Giro-Etappe zu gewinnen, fast schon wie der Tagessieger ausgesehen, aber doch zu früh attackiert.
Zehn Meter vor dem Ziel verließen ihn nach seinem langen Spurt die Kräfte und Arvesen, ein Team-Kollege des Berliner Profis Jens Voigt, passierte ihn. Bei «Rund um den Henninger Turm» vor drei Wochen hatte Arvesen Patrik Sinkewitz großzügig den Sieg überlassen. T-Mobile-Profi Marco Pinotti aus Italien, der mit dem Hauptfeld 4:19 Minuten nach den Ausreißern ins Ziel kam, konnte sein Rosa Trikot knapp verteidigen.
Die Ausreißer hatten sich schon kurz nach dem Start zusammengefunden und wiesen 50 Kilometer vor dem Ziel noch sieben Minuten Vorsprung auf. 15 Kilometer vorher kam es zu der Kuriosität, dass Riccardo Ricco, der mit in der Gruppe fuhr, inständig gebeten wurde, sich zurückfallen zu lassen. Die große italienische Hoffnung kam der Bitte nach und erhöhte damit die Chancen der anderen Fahrer durchzukommen. Ricco hätte wegen seiner guten Platzierung im Gesamtklassement eine akute Gefahr für die Favoriten dargestellt, und die hätten dann womöglich alles daran gesetzt, dass die Ausreißer das Ziel nicht vor dem Feld erreichen.
Der 19. Mai war der Tag des Alessandro Petacchi gewesen, der zum 21. Mal in seiner Karriere eine Giro-Etappe gewann. In Scarperia, auf der berühmten Ferrari-Autorennstrecke Mugello, setzte sich der 33-jährige Milram-Star am Ende des längsten Teilstücks der Rundfahrt im Massensprint durch und feierte seinen zweiten diesjährigen Tagessieg. Nach der Klassiker-Distanz von 254 Kilometern blieb Weltmeister Paolo Bettini in seiner toskanischen Heimat nur Rang drei hinter dem Norweger Thor Hushovd.
«Ich bin wieder der Alte», freute sich Petacchi, der sich im Giro 2006 die Kniescheibe gebrochen hatte und zwölf harte Monate brauchte, um wieder zu alter Stärke zurückzufinden. «Ich habe nicht damit gerechnet, dass ich eine solche lange Etappe gewinnen kann. Nach meinem ersten Sieg am vergangenen Montag hätte man noch denken können, das war vielleicht Zufall. Aber jetzt ist klar: Meine Kondition ist wieder top», sagte der Team-Kollege von Erik Zabel, der sich längst auch das aubergine farbene Trikot des Punktbesten gesichert hat.
Der Sachse Robert Förster, der den Sprint am vergangenen Mittwoch vor Petacchi gewonnen hatte, wurde kurz vor dem Ziel etwas abgehängt und konnte das «Loch» nicht mehr zufahren. «Wenigstens hat mit Petacchi ein echter Sprinter gewonnen. Da tut es nicht so weh, dass es heute bei mir nicht klappte», sagte der 29-jährige Profi aus dem Gerolsteiner Team.